Seite:Clavigo. Ein Trauerspiel (Goethe) 1774 - 054.jpg

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Clavigo. Glaube, daß ich's fühle.

Sophie. (kommt zurück) Sie vergiebt ihm. Ein Strohm von Thränen brach aus ihren Augen. Er soll sich entfernen, rief sie schluchsend, daß ich mich erhole! Ich vergeb ihm. – Ach Schwester! rief sie, und fiel mir um den Hals, woher weiß er, daß ich ihn so liebe?

Clavigo. (ihr die Hand küssend) Ich bin der glücklichste Mensch unter der Sonne. Mein Bruder!

Beaumarchais. (umarmt ihn) Von Herzen denn. Ob ich Euch schon sagen muß: noch kann ich Euer Freund nicht seyn, noch kann ich Euch nicht lieben. Und somit seyd Ihr der Unsrige und vergessen sey alles! Das Papier, das ihr mir gabt, hier ist's. (er nimmts aus der Brieftasche zerreißt's und giebts ihm hin.)

Clavigo. Ich bin der Eurige, ewig der Eurige.

Sophie. Ich bitte, entfernt euch, daß sie Eure Stimme nicht hört, daß sie sich beruhigt.

Clavigo. (sie rings umarmend) Lebt wohl! Lebt wohl! – Tausend Küsse dem Engel.

(ab.)

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Johann Wolfgang von Goethe: Clavigo. Ein Trauerspiel. Weygandsche Buchhandlung, Leipzig 1774, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Clavigo._Ein_Trauerspiel_(Goethe)_1774_-_054.jpg&oldid=- (Version vom 9.3.2019)