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worden. Nach der Kirche, ihrem Gesetz, ihrer Symbolik, nach der ursprünglichen und einzigen Bestimmung der Kirchenbilder für die Andacht fragt Niemand mehr. Die heiligsten Bilder mit holländischen Viehstücken vermischt in Galerien zu sehen, wundert Niemand mehr, und eben so wenig befremdet es, dass umgekehrt in den Kirchen selbst durch unheilig aufgefasste Bilder weltlicher Augenlust gefröhnt wird.

Alles Kirchliche in der Kunst liegt im Symbol und dieses selbst wurzelt in den tiefsten Mysterien der Kirche. Nur die Kirche allein hat das Recht, zu bestimmen, wie in ihrem Bereiche gebaut, gemeisselt, gemalt und gesungen werden soll, denn die Kunst muss hier überall der kirchlichen Grundidee dienen; nichts darf hier der Willkühr oder Mode überlassen bleiben. Aber das haben selbst katholische Geistliche vergessen. Herr von Wessenberg sagt in seinen „christlichen Bildern“ II. 464: „Die Sinnbilder des Christenthums werden weniger durch gewisse Ab- und Kennzeichen, als durch Seelencharakteristik kennbar gemacht.“ Er billigt daher, dass man die altkirchliche Typik aufgegeben und der Willkühr der Künstler überlassen hat, wie sie die heiligen Ideen, Personen und Scenen darstellen wollen. Aber jene uralten Ab- und Kennzeichen sind das Alphabet der kirchlichen Bildersprache, und wer sie nicht mehr anwendet, noch versteht, der fällt unwillkührlich in die unkirchliche und heidnische Bildnerei. Auch jene „Seelencharakteristik“ darf von den Künstlern immer nur innerhalb der strengen

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite VI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_p_013.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)