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Früher ist der dritte König noch kein Mohr, obgleich die obigen Stellen der Psalmen und des Jesaias auch früher schon darauf hinwiesen. Bei Molanus, hist. imag. 247. ist Caspar der älteste, Balthasar der mittlere, Melchior der jüngste und der Mohr.

Eine altdeutsche Legende von den heiligen drei Königen von Johann von Hildesheim bearbeitete Gustav Schwab 1822. Darnach begeben sich die Könige Caspar von Tharsis, Balthasar von Saba und Melchior von Arabien auf den Weg, dem Stern zu folgen, ohne von einander zu wissen, und treffen erst unterwegs zusammen. Auch hier ist Melchior der älteste, Balthasar der mittlere, und Caspar, der Mohr, der jüngste. Als sie das Christkind finden, das zugleich Gott, König und Mensch ist, opfern sie Weihrauch dem Gott, Gold dem König, Myrrhen (die Bitterkeit des Todes andeutend) dem Menschen. Heimgekehrt dann rotten sie das Heidenthum aus und lehren das Volk, in einem Stern des Kindes Bild anbeten. Endlich sterben sie im Genuss des heiligen Abendmahls. Ein altfranzösisches Volksbuch, La vie des trois rois, aus dem Lat., wird angeführt in Van der Bergh, nederl. Volksromans S. 159. Ein kurzes altdeutsches Lied von den heiligen drei Königen in Docens Miscell. I. 276.

Von den heiligen drei Königen gibt es noch folgende kleine Legenden. In derselben Nacht, in welcher Christus geboren wurde, legte ein Strauss des Königs Caspar zwei Eier, aus dem einen davon kam ein Lamm, aus dem andern ein Löwe hervor. Dem König Balthasar aber wuchs eine köstliche Blume, aus der ein Vogel hervorflog, Christi Geburt verkündend. Dem Melchior endlich wurde ein Kind geboren, das gleichfalls Christum und zugleich seinen eigenen Tod in 33 Tagen verkündete. Prätorius, Weihnachtsfrazzen S. 363. Stengelii ova paschal. embl. 14.

Wichtiger für die Symbolik ist die Zusammenstellung der heiligen drei Könige mit der tiburtinischen Sibylle in dem Augenblick, in welchem sie den Kaiser August in einer Vision die heilige Jungfrau mit dem Kinde sehen lässt. So auf einem berühmten Bilde im Berliner Museum, dem

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 500. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_500.jpg&oldid=- (Version vom 13.9.2022)