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die Synagoge mit verbundenen Augen und zerbrochenem Stab, zuweilen die Gesetzestafeln neben sich. So in Miniaturen. Waagen, Paris 346. An den Thoren des Magdeburger Doms, des Strassburger Münsters, zu Schneeberg. Fiorillo I. 365. II. 178. Waagen, Deutschland I. 78. II. 329. Auch in den Fastnachtsspielen, herausg. von A. Keller I. Als Matrone triumphirend auf dem Siegeswagen malte Giordano die Kirche, begleitet von den christlichen Tugenden, im Escurial. Dagegen malte sie Giotto zu Padua mit der päpstlichen Tiara, aber in einem zerrissenen Kleide, weniger um auf ihre Armuth als auf ihre innere Zerrissenheit anzuspielen. Kunstbl. 1837, S. 378. Der Triumphwagen der Kirche oder des Glaubens kommt sehr oft vor. Vgl. den Artikel Wagen. Zuweilen ist in Kirchenbildern der Sieg und Triumph der Kirche auch durch den Empfang der heiligen Jungfrau im Himmel und durch ihre Krönung ausgedrückt worden.

Die Kirche in ihrer Idee umfasst das Reich der Seligen im Himmel wie das Reich der Gläubigen auf Erden und derer im Purgatorio. Beide berühren sich in den wichtigsten Momenten des kirchlichen Bewusstseyns. Daher auf Kirchenbildern so oft oben die himmlische, unten die irdische Gemeinde dargestellt wird.

Sofern die von Menschen gebaute Kirche ein „Haus des Herrn“ selbst und nicht blos für die Zwecke der Menschen beim Gottesdienst errichtet seyn soll, bleibt sie ewig hinter ihrem Ideal zurück. Schon Salomo sagt, als er dem Tempelbau nachsann: „Wer vermag Gott ein Haus zu bauen? Denn der Himmel und aller Himmel Himmel mögen Ihn nicht bergen, wer sollte ich seyn, der Ihm ein Haus bauen könnte?“ 2. Chron. 2, 6. Auch alle idealen Constructionen des salomonischen Tempels, so wie der im Titurel beschriebene Tempel des Graals (das Ideal der mittelalterlichen, deutschen Baukunst) können das Urbild der Kirche nicht erreichen. Auf alten Bildern des Weltgerichts sieht man daher, wie die frommen Künstler auf naive Weise die Stelle 2. Chron. 7, 2: „Die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus,

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 478. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_478.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)