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Der Johannisbrodbaum soll so heissen, weil aus dem vorher unfruchtbaren Baume plötzlich essbare Schoten wuchsen, um Johannes in der Wüste zu nähren. Desgleichen die Johannisbeeren, weil sie wuchsen, als der Täufer einmal auf Dornen eingeschlafen war und den Dorn mit seinem Blute geröthet hatte. Fürst, Gartenzeitung 1828, Nr. 24. Wobei zu bemerken ist, dass die Johannisbeere um Johanni reift und sich an Hecken gerne zur Christbeere gesellt, wie Johannes zu Christus. — Das Johanniswürmchen (der Glühwurm) soll leuchtend geworden seyn, nachdem es einmal in der Wüste vom Täufer in die Hand genommen und auf eine Blume gesetzt worden, damit es nicht zertreten würde. Legenden von Pocci 178. Dietrich, Bragur VI. 45.

St. Johannes der Evangelist,

von den Griechen immer Theologos genannt, der jüngste unter den Aposteln und Bruder des ältesten, Jakobi, also dass beide Brüder die Apostelreihe dem Alter nach beginnen und schliessen. Johannes war Jesu Liebling und ruhte an seiner Brust, in welcher Beziehung der sanfte Benjamin als jüngster der zwölf Söhne Jakobs sein Vorbild ist. Im Abendland wird er immer jung dargestellt, in der griechischen Kirche aber als Greis, Didron, man. p. 299. Das letztere, weil er ein sehr hohes Alter erreichte, ja nach Joh. 21, 22. gar nicht sterben soll. Man bezog das auf den fabelhaften Priester Johannes, der in der Mitte Asiens als Priesterkönig ein grosses christliches Reich beherrschen soll, zu welcher Fabel der Dalai-Lama von Tibet Veranlassung gab, von dessen Reich dunkle Gerüchte nach Europa drangen. Orientalische Christen glauben noch jetzt, Johannes lebe noch und werde einst im tausendjährigen Reiche der gesammten Menschheit vorstehen, wie Petrus den Judenchristen, Paulus den Heidenchristen. Sepp, Heidenth. III. 189. Nach der Legende wurde der Evangelist Johannes vergebens in einem Oelkessel gesotten (der daher sein Attribut ist), und dann nach der Insel Patmos

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 449. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_449.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2019)