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Lebens, in welchem Jakob am schwächsten und furchtsamsten war.

Das Ringen Jakobs mit Esau schon im Mutterleibe ist ein Vorbild vom Aufhüpfen des Täufers Johannes im Leibe der Elisabeth. Wie nämlich das in Jakob repräsentirte Judenthum des alten Testamentes das in Esau vertretene Heidenthum zurückstiess, so beugte es in Johannes dem Täufer seine Kniee vor Christo im Mutterleibe der Maria, dort die tiefere, hier die höhere Rangstufe des Lebens anerkennend. — Isaak, indem er Jakob und Esau segnet, ist auf alten Kirchenbildern oft so gemalt, dass er die Hände über beiden Köpfen kreuzt. Mit der Bevorzugung Jakobs ist hier das vorbedeutende Kreuzeszeichen verbunden. Vgl. das Titelkupfer zu Didron, annales VIII., eine Darstellung aus dem 12ten Jahrhundert.

Von den zwölf Söhnen Jakobs kommen die zwölf Stämme der Juden. Das 49. Kapitel des 1. Buches Mosis enthält den Segen, den Jakob über seine Söhne aussprach, und in welchem er denselben ihren unterscheidenden Charakter, indem er sie zum Theil mit verschiedenartigen Thieren verglich, und ihre Zukunft verkündete. Isaschar wird einem Esel, dann einer Schlange, Naphthali einem Hirsch verglichen. Vor allen bemerkenswerth ist Juda, der einem Löwen verglichen wird und von dem es prophetisch heisst, das Scepter werde ihm nicht entwendet werden; und der sanfte Benjamin, dessen Nachkommenschaft einem reissenden Wolfe verglichen wird. Von Juda stammte David und Christus ab; der Stamm Benjamin aber fiel in Unthaten, deren er selbst niemals fähig gewesen wäre.

Wir wollen uns die nähere Analyse hier ersparen, die mehr Interesse für die politische Geschichte der Juden und für die Geographie des gelobten Landes, in welches sich später die Stämme theilten, als für die christliche Symbolik hat.

Die Vergleichung der zwölf Söhne mit den zwölf Aposteln hat nichts für sich, als die Zahl. Eben so willkührlich ist ihre Vergleichung mit den zwölf Zeichen des Thierkreises, die schon Priscillian machte. Walch, Ketzergeschichte

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 429. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_429.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)