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sie opfert, bezeichnet wird. Die runde Form des Brodtes stammt schon aus dem 4ten Jahrhundert. Die kleine Scheibenform der Oblaten wurde aber erst im 12ten allgemein. Hostie heisst sie erst als panis consecratus, sobald sie vom Priester geweiht ist. Der Stoff muss reines Waizenmehl seyn; ob auch andere Stoffe erlaubt seyen, darüber entstanden sehr unnütze scholastische Fragen und Streitigkeiten. Eine Hostie, in die etwas Unreines eingebacken war, konnte nicht geweiht werden. Die runde Form und Kleinheit empfiehlt sich durch Reinlichkeit und Handlichkeit; beim Brechen des grössern Brodtes fällt zu leicht etwas ab. Man presst auf die Hostie ein einfaches Kreuzeszeichen oder den Namen Christi. Vgl. Binterim, Denkw. IV. 2. 81. Förmliche Bildchen aufzupressen, scheint misslich, weil es zu leicht zur Spielerei führt. Die Hostie für das Messopfer ist grösser, als die für die Communion der Laien. Binterim a. a. O. 77. Vornehmen Laien ziemt eine solche Auszeichnung durch die Hostie nicht. Man hat sogar Legenden, wonach der Hochmuth eines Vornehmen, der eine grössere Hostie haben wollte, als das gemeine Volk, dem göttlichen Zorn anheimfiel, z. B. ein Ritter von Seefeld in Tyrol. Grimm, deutsche Sagen Nr. 355.

Obgleich die Hostie nur klein ist, stellt sie doch das ganze Brodt, den ganzen Leib dar, und soll daher gebrochen werden. Der ewige Leib theilt sich nicht blos Einem mit, sondern Allen. Daher das schöne Sinnbild vom zerbrochenen Spiegel, in dessen kleinstem Fragment sich doch das ganze Sonnenbild wiederholt, integer in fragmentis. Menetreji symb. 152. Nach dem sogenannten Mozarabicum, einem altspanischen Missale des heiligen Isidorus, brach der Priester die Hostie in zwei Stücke und das eine Stück wieder in fünf Theile nach den Hauptmomenten im Leben Jesu (corporatio, nativitas, circumcisio, apparitio, passio), das andere in vier Theile nach den Hauptmomenten der Verherrlichung (mors, resurrectio, gloria, regnum). Die Theilung der Hostie in fünf Stücke bezog später der heilige Thomas von Aquino auf die fünf Wunden Christi.

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 417. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_417.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)