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hoch hinaufwölbt. Auf einem Vorsprung steht hier ein ganz und gar verschrobenes, kriegerisch angethanes Wesen, das nach Oben blickt, von wo ihm ein Ungethüm Koth in den schmunzelnd geöffneten Schlund fallen lässt. Es fühlt sich durch solche Herablassung und Mittheilung beseligt. Ganz im Vordergrunde steht ein vierfüssiges, ganz aus Panzerstücken und Armaturen zusammengesetztes, längliches Thier, aus dessen aufgesperrtem Rachen so eben Lanzen, Gewehre, Pfeile, Kugeln aller Art entstürzen, weil ein leichtsinniger Bursche mit einer Lunte den Hintern angezündet hat. Voran rennt ein obscuranter Krebs mit einer qualmenden Laterne.“

Abgesehen von diesen teuflischen Nachäffungen des christlichen Cultus wird dieser letztere auch direkt entweiht. Die Hexen stehlen echte Hostien aus Kirchen, um sie auf dem Hexensabbath zu verbrennen. Einem Hexenmeister, der eine solche verbrennen wollte, schlug sie ein Blitz aus der Hand. Görres a. a. O. 291. Zu scheusslichster Verhöhnung dient eine grosse Hostie, daselbst 290.

Kein Hexensabbath ohne eine gemeinschaftliche Mahlzeit der Hexen und Zauberer am Tisch des Teufels.

Bemerkenswerth dabei ist 1. die überall im Hexenwesen vorkommende Umkehr des Guten in’s Schlechte. Nach de Lancre S. 194. assen die Hexen in Frankreich nichts als die ekelhaftesten Speisen, die für sie aber Delikatessen waren, das Fleisch von ausgegrabenen Leichen oder Gehenkten, das Aas von Thieren, Kröten etc. Nach Pater Abraham, Judas der Erzschelm II. 171, trinken sie den Urin des Bockes als den köstlichsten Wein. Nach Görres, Mystik IV. 2. 216, war Menschenfleisch von Leichen zu fressen, der Gipfel des Genusses für die Hexen. De Lancre p. 402. macht eine schaudererregende Beschreibung von diesen cannibalischen Mahlzeiten der französischen Hexen. Da bringen Eltern ihre eignen Kinder zum Sabbath, um sie am Spiesse zu braten und zu fressen. – 2. Die Hexenmahlzeit ist nur Schein. Wenn die Hexen heimkehren, haben sie nichts gegessen und hungern. Görres, Mystik IV. 2. 215. – 3. Das Brodt ist von

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 394. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_394.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)