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Das Mittelalter hat eine ganz wunderbare Sage von dieser Herodias ausgebildet. Die Königstochter soll nämlich, nachdem sie den Tod des Täufers verschuldet, gegen das schöne Haupt desselben in Liebe entbrannt seyn. Aber das Haupt, berichtet die Sage weiter, habe sich mit Abscheu von ihr abgewandt und sey durch die Luft vor ihr entflohen. Seitdem jage nun Herodias unablässig weinend dem „wehenden Johannishaupte“ nach, welches sie, so oft sie es erreicht, anbläst und dadurch zurückstösst. Reinardus p. 1139 f. Grimm, d. Myth. 261. Wahrscheinlich eine heidnische Vorstellung, die aus deutschem Volksglauben in die christliche Tradition überging. Unter Herodias oder Pharaildis dürfte nur eine deutsche Göttin, Frau Hilde, zu verstehen seyn. Indess macht Kopisch zu Dante S. 21. darauf aufmerksam, dass auch im 5ten Gesange der Hölle des Dante die Sinnlichen und Ueppigen durch ein rastloses Dahinstürmen bestraft werden.


Herz,

Quelle des Blutes und Lebens, Organ der Seele und des Gemüthes. Sofern der Leib überhaupt mit einem Tempel verglichen wird, ist das Herz der Altar, an dem die Seele Gott dient oder dem Teufel, das Allerheiligste im Menschen oder das Verdorbenste.

Da nun Gott Mensch geworden in Christo und sündenlos geblieben, ist dessen Herz durch und durch heilig, und wurde daher auch auf Veranlassung der frommen Nonne Maria à la coque in Bourgogne im Jahre 1674 einer besondern Andacht empfohlen im Herzjesufeste, und besondere Brüderschaften derselben gewidmet. Jesu Herz im Feuer und von Engeln umgeben, zeigt ein Bild in Portugal, Raczynski p. 269. Wie alle Welttheile ihm huldigen, ein Bild von Battoni. Ein Herz, in dem die drei Nägel der Kreuzigung stecken, ein besonders bei den Jesuiten beliebtes Sinnbild, bezieht sich wahrscheinlich auf Glaube, Liebe, Hoffnung. Die Herzform wurde auch öfters für die Monstranzen beliebt,

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 388. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_388.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)