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Das apokryphische Buch Henoch, welches 1833 von Hoffmann übersetzt und commentirt wurde, verbindet Sabäismus (chaldäischen Sternencultus) mit dem Judenthum und schreibt sich aus der Zeit der babylonischen Gefangenschaft her. Henoch spricht darin von dem, was er Alles im Himmel gesehen hat. Es sind aber nur confuse Wiederholungen von gemeinen Vorstellungen, worin Sterne, grosse Lichter und Berge, schöne Bäume, Wasserfälle, Quellen, Engel und Selige in Unzahl vorkommen. Nur Gott selbst, als „Herr der Geister“, erscheint originell mit vier Flügeln von riesenhafter Grösse, dass alle Seligen im Schatten derselben singen können. Gelegentlich wird auch ein Blick in die Hölle geworfen, aber auch hier wird Reichthum der Phantasie durchaus vermisst. Das Beste in diesem langweiligen Buche ist im Anfang die Schilderung, wie die Engel zur Erde hinabsteigen, sich mit den Töchtern der Menschen vermischen und ein greuliches Riesengeschlecht zeugen, zu denen nachher Henoch, obwohl vergeblich, aus dem Himmel hinuntergeschickt wird, um sie von ihren Schandthaten abzumahnen. Die Strafe erfolgt durch die Sündfluth, ist aber hier nur kurz und mit dem allgemeinen Weltgericht zusammengefasst. Vgl. über das Buch: Gfrörer, Urchristenthum I. 47. II. 93. v. Meyer, Blätter für höhere Wahrheit VII. 378. In der Zahl 365 (so viele Jahre lebte Henoch) erkennt v. Bohlen, Genesis 69, eine astronomische Beziehung und macht Henoch zu einem Träger des Sabäismus.


Herkules

wurde wegen seiner schweren Arbeiten und Leiden in der Erlösung der Menschen von allerlei Ungeheuern als ein Vorbild Christi angesehen und Christus zuweilen der christliche Herkules genannt. Vgl. Piper, Myth. I. 157. 434 f. Alle solche Hinweisungen aus dem Christenthum auf die heidnische Mythe sind unzulässig. Der Christ lernt daraus nichts, was er nicht ohnedem schon wüsste. Die ganze Manier, Christliches im

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 386. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_386.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)