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blickt auf einen Lichtstrahl von oben. Hess malte alle drei unter einem Baume sitzend, und gab dem Glauben die Lilie, der Liebe die Rose, der Hoffnung das Veilchen zum Attribut. Auf einem Crucifix des 12ten Jahrhunderts ist der Glaube als ein Kopf mit dem Sonnennimbus über dem rechten Arme des Kreuzes, die Hoffnung als ein Kopf mit dem Halbmond über dem linken gesetzt und die Liebe oben auf dem Kreuzesstamm, doch ist ihr Kopf und Attribut verwischt. Zu Füssen sitzen die drei Engel, rechts Raphael (Glaube), mitten Michael (Liebe), links Gabriel (Hoffnung). Didron, annales, III. 357.


Glocken.

Das fromme Mittelalter sah in den Kirchenglocken nicht gerne nur todtes Erz, sondern legte denselben eine gewisse Persönlichkeit bei, als den Vorsängern und Administranten beim Gottesdienste, als den kirchlichen Wächtern über der Gemeinde. Die gewaltige Stimme der Glocke, immer nur ertönend im Dienste Gottes und zum Nutzen der Gemeinde, verlieh ihr nicht nur etwas Ehrwürdiges, sondern auch etwas Persönliches. Daher der unschuldige Gebrauch, bei der Einweihung der Glocken denselben auch einen Namen beizulegen, was man doch nur uneigentlich eine Taufe nennen und als gottlosen Aberglauben bekämpfen konnte, wenn man nur in den Schranken der Symbolik blieb. Die sogenannte Glockentaufe, wie sie noch in der katholischen Kirche geübt wird, ist rein sinnbildlich, und sieht in der Glocke nicht einmal eine Persönlichkeit, sondern nur das Symbol des göttlichen Wortes, verkündet in der Stimme des Priesters. Die Waschung der Glocke bedeutet die Reinigung der Lehre; das weisse Linnen, womit sie getrocknet wird, die Alba des Priesters, die Räucherung mit Weihrauch die Vertreibung der Dämonen oder alles Unreinen und Gemeinen; die siebenfache Salbung die sieben Gaben des Geistes. Vgl. Rippel, Alterthum der Cäremonien S. 541. Kreuser, Kirchenbau I. 566. Die Unpopularität der Glockentaufe, wie sie sich z. B. im

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_339.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)