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Ein Volkslied aus dem Kuhländchen (Meinert S. 254) zeichnet sich dadurch aus, dass Georg den Drachen nicht ersticht, sondern durch Zauber mit einem Gürtel bindet und fromm macht. In der ungarischen Sage bei Mednianski S. 457 setzt der Heilige mit seinem Ross in einen tiefen Felsenabgrund hinunter, um den Drachen zu erlegen, was an den auf dem geflügelten Pegasus durch die Luft kommenden Perseus erinnert. Unter den Neuern hat den Kampf mit dem Drachen noch Christoph Schmid, die Erweckung des todten Kindes Amalie von Helwig (Dieterich, Braga VI. 73.) und den Tod des Heiligen Rousseau in seinen Legenden S. 1 besungen.

Die Legende von Pascal Vivas, der vor St. Georgs Kapelle betet, während der heilige Georg selbst statt seiner und für ihn im Turniere siegt, hat Uhland besungen. In einer Romanze von Langbein dient der Heilige als junger Knecht einem wackern Ritter. Dieser trägt ihm einst auf, einen Brief zu besorgen, findet ihn aber bald darauf schlafend. Er weckt ihn, der junge Diener aber reicht ihm lächelnd die Antwort auf den Brief, der schon besorgt ist. Der Ritter staunt das Wunder an, der Diener aber schimmert plötzlich im überirdischen Glanze und sagt ihm: „Ich kam vom Himmel, um dir zu bezeugen, wie wohlgefällig Gott die Herren ansieht, die gegen Diener gütig sind.“ – Im griechischen Kloster Amurgo bewahrt man den Krug des Heiligen, der sich von selbst mit Wasser füllt und wieder leert, und dem Volk als Orakel dient, indem es, wenn bei einer Frage das Wasser im Kruge steigt, Glück bedeutet, und umgekehrt. Helyot, geistl. Orden I. 244. Zu Ostroppa in Oberschlesien werden einem Bilde des Heiligen, als dem Patron der Pferde, jährlich Opfergaben gebracht. Ausland 1841, S. 503. Die berüchtigten Kolumbaczer Mücken, die jährlich aus einer Höhle an der Donau unterhalb Belgrad hervorkommen, sollen aus der verwesten Zunge des vom heiligen Georg getödteten Drachen stammen. Schönbauer, Geschichte der Kolumbaczer Mücken. Wien 1795. — Der Heilige ist Patron von Brasilien, und zu Rio de Janeiro wird sein Prachtbild zu Ross jährlich

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 328. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_328.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)