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werden. Allein er konnte sich nicht darein finden, sich als einen der Hölle Verfallenen zu betrachten, da er ja die Dämonen beherrschte. Als ihm der Teufel gleichwohl sagte, nach seinem Tode werde er die gebührende Strafe leiden müssen, fuhr Faust im Zorn auf und jagte ihn von sich. „Um deinetwillen will ich nicht verdammt seyn.“ – Als er aber den Teufel nicht mehr um sich hatte und also auch von seinen Diensten keinen Gebrauch machen konnte, fühlte Faust eine unerträgliche Leere und liess den Teufel wieder kommen, der sich nun als Mephistophiles zu erkennen gab und mit dem er einen Pakt abschloss, des Inhalts: „Vierundzwanzig Jahre lang dienst du mir, nachher kannst du mit mir machen, was du willst.“ Den Pakt unterschrieb Faust mit seinem Blut, das er sich mit dem Federmesser aus der linken Hand schnitt. Die kleine Wunde bildete die Schrift: O homo, fuge!

Mephostophiles zauberte seinem neuen Herrn zunächst allerlei lustiges Gaukelspiel vor, wie vorher im Walde, nur mehr lustiger Art, Musik, eine Jagd etc., setzte ihm die köstlichsten Speisen und Weine vor, die er aus fürstlichen Küchen und Kellern stahl, und kleidete ihn mit den theuersten und feinsten Stoffen. Der volle Bauch machte Faust üppig; da wollte er heirathen. „Was?“ fuhr ihn der Teufel an, „heirathen willst du? Die Ehe ist ein Sakrament, ein göttliches Werk, thut dem Teufel Abbruch, also darfst du nicht heirathen.“ Als aber Faust darauf bestand und ihn erinnerte, er müsse gehorchen, da erschien ihm der Teufel zum erstenmal in seiner wahren Gestalt so furchtbar, dass Faust erbebte und davonfloh. Von einer Ehe war nun nicht mehr die Rede, aber Mephistophiles verschaffte seinem Herrn jede Nacht die schönste Frau, so schön, wie er sich sie selber nur denken wollte, indem ein gefälliger Teufel jedesmal die gewünschte Gestalt annahm.

In der Zwischenzeit zwischen diesen Vergnügungen hielt Faust mit seinem Diener Gespräche über die ewigen Dinge. Darin erfuhr er zu seinem immer erneuerten Aerger, dass

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_272.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)