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und das erste Gebot: „Du sollst keine andern Götter haben neben mir,“ ist in sein Gegentheil verkehrt worden. Diese Schilderung motivirt auf’s Glücklichste die Nothwendigkeit der Tempelzerstörung und den Wiederaufbau eines neuen, wenn auch nur im Geiste. Die im Osten oder vom Tempel sich abwendenden Sonnenanbeter unter den Juden selbst sind das Gegenbild zu den Weisen oder heiligen drei Königen, die später umgekehrt als Magier aus dem Orient kommen, um den König von Zion anzubeten.

Im 16. Kapitel begegnet uns wieder ein sehr lebendiges Bild. Das Volk Gottes wird geschildert als ein armes ausgesetztes Kind, hülflos und nackt. Da erbarmt sich seiner Gott, pflegt es, erzieht es, bis es zur Jungfrau herangewachsen ist, und dann schmückt er es zu seiner Braut und würdigt es der höchsten Ehren; aber dadurch stolz und übermüthig geworden, fällt die schöne Braut von Gottes Gehorsam ab, buhlt mit fremden Götzen und schlachtet denselben sogar die eignen Kinder, die sie von Gott empfangen hat.

Aber die schadenfrohen Nachbarn, heisst es in dem folgenden Kapitel, sollen nicht spotten; denn auch Ammon, Edom, Moab, die Philister, das stolze Tyrus und Aegypten werden untergehen, und wenn Aegypten in die Hölle steigen wird, so wird es daselbst Assur mit seinem Volke finden, das von Babel schon hingewürgt ist, und unzählige andere hingewürgte Völker mit ihren Königen.

Wenn aber das Gericht vollstreckt ist, wird Gott sich seines Volkes erbarmen und die noch Uebrigen sammeln, wie ein Hirt die verirrten Schafe. Der Hirt aber wird ein Knecht Davids seyn, spricht der Herr, d. h. der neue König aus Davids Geschlecht.

Nun folgt das wunderschöne Bild der Auferstehung (Kap. 37.). Der Herr führt den Propheten auf ein Feld voll dürrer Gebeine und befiehlt ihm, ihnen zuzurufen, sie sollten das Wort des Herrn hören. Da rauscht es und die Gebeine fügen sich zusammen, und an die Knochen wachsen Fleisch und Adern und überziehen sich mit Haut, und ein Wind

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_264.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)