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das zerstreute Volk sich wieder sammeln und trösten soll, vor allen das Bild des idealen Tempels. Bei Jesaias herrscht die Kraft des Geistes, bei Jeremias die Tiefe des Gemüths, bei Ezechiel die Phantasie vor.

Ezechiel befand sich schon unter den ersten Gefangenen, die mit Jojakim hinweggeführt wurden, als Jerusalem noch stand. Da unter den Gefangenen am Wasser Chobar erschien ihm der Herr und gebot ihm, den Gefangenen Busse und Trost zuzusprechen. Die Erscheinung des Herrn ist im höchsten Grade majestätisch. Im Sturmwind fährt er daher auf Feuerwolken, in Menschengestalt sitzend auf einem Throne von Saphir, der auf einer Grundlage von Kristall ruht und getragen wird von vier Cherubim. Die Cherubim glänzen und fahren daher mit Blitzesschnelle. Unter jeglichem befindet sich ein Rad, gestaltet wie vier Räder ineinander, und voller Augen. Das Kapitel 1, das diese Beschreibung enthält, durch Kapitel 10 noch zu ergänzen. Sehr schön ist in letzterem der Gedanke, dass der Prophet in das feurige Gewölk zwischen die Räder greifen und Feuer auf das Volk streuen soll. In diesem berühmten Bilde also erschien Gott dem Ezechiel und gab ihm einen Brief, den er essen musste, um das göttliche Wort gleichsam in succum et sanguinem aufzunehmen und dann dem Volke zu verkünden.

Dann legte er ihm eine Busse für das Volk auf; 390 Tage sollte er auf der linken Seite liegen für die Missethat Israels, und 40 Tage dann auf der rechten für die Missethat Juda’s.

Wiederum befahl ihm der Herr, sein Haar in drei Theile zu theilen, ein Drittel zu verlieren, eines mit dem Schwerte zu zerhauen, das dritte in den Wind zu streuen und nur ein wenig davon in einen Zipfel seines Mantels zu retten. Das sollte das Schicksal des Volkes vorbedeuten.

Im 8. Kapitel beschreibt der Prophet die Entweihung des salomonischen Tempels. Nach allen Richtungen ist der alte Tempel durchkreuzt mit fremdem Götzendienst, von Aegypten und Phönizien, von Babel und Syrien her. Die Hauptculte in der Runde haben alle Platz genommen im Hause Jehovahs,

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_263.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)