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und schütten Schalen des göttlichen Zornes aus. Michael ersticht den Drachen mit einer Lanze, deren oberes Ende ein Kreuz bildet. Raphael erscheint als Pilger mit Stab und Kürbisflasche, Gabriel priesterlich in weissem Kleide mit den Lilien. Nicht biblisch, aber der Tradition angehörig und von der Kunst aufgenommen sind die Engel Uriel, der ein Buch oder eine Rolle trägt, was die Erfüllung der Weissagungen beider Testamente bedeuten soll; Jophiel, der mit dem Flammenschwert die ersten Eltern aus dem Paradiese jagt; Zadkiel, der Abrahams Opfer verhindert; Chamuel, der Christo auf dem Oelberg den Kelch der Trübsal reicht; Haniel, Administrant der Passion, der daher auch die Dornenkrone und das Rohrscepter trägt.

Nicht nur die sichtbare Erscheinung, sondern namentlich auch die Stimme ist bei den Engeln von höchster Bedeutung. Sie sind das ausgesprochene Wort Gottes; Gott spricht und es geschieht durch die Engel. Daher 1. Kor. 13, 1. der Engelzungen gedacht ist, als des Ueberzeugendsten, was es in der Welt gibt. Aber den Engeln wird auch eine Löwenstimme zugeschrieben, Offenb. Joh. 10, 3. Auch fährt im alten Testament Jehovah donnernd einher auf den Winden, oder Adlern, oder Cherubim, und die rollenden Räder neben den Letztern sind das eigentliche Sinnbild für das Rollen des Donners.

Als Speise der Engel kommt das Manna vor, welches Engelbrodt heisst. Psalm 78, 25.

Auf Gott den Vater allein bezogen, tragen ihn die Cherubim wie im Sturme dahin, ausdrückend seine Allmacht. Aber neuere Maler haben Gott auch in einem Kranze von anbetenden Kinderengeln gemalt, als den liebenden Vater aller Wesen.

Mit Gott dem Sohne sind die Engel von seiner Verkündigung an bis zu seiner Himmelfahrt fast immer in Berührung. Die Hauptstelle der Evangelien ist aber das Dienen der Engel in der Wüste, nachdem der Teufel den Heiland eben verlassen hat. Die Engel erscheinen nie als Werkzeuge des Sohnes, wie des Vaters. Was Christus thut, thut er durch Wunder seines Wortes oder seiner Handberührung, nie

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_248.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)