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(das Dämonische) ist ihr vorherrschender Charakter. Zu Gott verhalten sie sich als dessen Boten und Diener, zu den Menschen als deren Schutzgeister, Warner, aber auch als Vollzieher des Gerichts. Unter den drei Personen der heiligen Dreieinigkeit ist es hauptsächlich die dritte, der heilige Geist, zu dem sie als reine Geister in Beziehung stehen. Augustinus, de civit. Dei 12, 9. Bei den Sekten, denen der Geist höher als Vater und Sohn stand, und die überhaupt das Concrete in Schöpfung und Weltgeschichte aufzulösen trachteten in blose Phänomene des Geistes, wurden die Engel im pantheistischen Sinne zu Emanationen des göttlichen Urgeistes. Vgl. den Art. Aeonen. Der Geist wurde auch weiblich aufgefasst als ewige Weisheit, Sophia, und diese Vorstellung scheint noch leise in der Unterordnung der Engel unter die Gottesmutter anzuklingen. Es scheint aber nur so. Weit entfernt von einer gnostischen Häresie ist die Kunst und Poesie des Mittelalters, indem sie in der heiligen Jungfrau die regina angelorum erkannte, dabei nur von der anima candidissima Mariens ausgegangen. Je nachdem man die Engel als Emanationen, Urkräfte und unmittelbare Theile der Gottheit selbst betrachtete, drohte das Christenthum in den heidnischen Polytheismus und Pantheismus zurückzufallen, daher schon der Apostel Paulus Col. 2, 18. davor warnte und das Concil von Laodicea den Engelcultus verbot. Vgl. Schrökh, Kirchengesch. VI. 256. IX. 212. Binterim, Denkw. V. 1. 467. Die Kirche achtete sorgfältig darauf, dass die Engel immer nur im Verhältniss von Dienern und Werkzeugen des ihnen wie den Menschen absolut übergeordneten Herrn betrachtet wurden. Den Menschen sicherte sie sogar einen Vorzug vor den Engeln, wenigstens galt Adam vor dem Falle und Christus, der neue Adam, als Ideal der Menschheit für ein höheres Wesen, dem die Engel huldigen und dienen sollten. Berthold in seinen Predigten bemerkt sinnig: Gott schuf den Menschen, um wieder gut zu machen, was die gefallenen Engel gefehlt; denn sie fielen in Hochmuth wegen ihrer Geistigkeit und uneingeschränkten Macht, weshalb Gott den

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_237.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)