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Rabe, der ihm in der Wüste Brodt brachte; der flammende Wagen, auf dem er gen Himmel fuhr. Die Maler legen in seine Bewegung und in sein kühn aufgeworfenes Haar selbst etwas Flammendes. Eine gewisse Begriffsverwandtschaft zwischen Elias und Johannes dem Täufer ist nicht zu verkennen, doch wird der Letztere immer als jüngerer Mann aufgefasst.

Elias gilt, weil er in der Wüste lebte, als erster Einsiedler. Weil er auf dem Berge Karmel gelebt haben soll, betrachteten ihn die Karmelitermönche als ihren ersten Gründer. Die Rechtmässigkeit dieser antedatirten Gründung eines Mönchsordens vor Christo wurde von den Jesuiten lebhaft bestritten.

Sofern Elias Feuer vom Himmel auf seinen Altar herabbetete und im Feuerwagen auffuhr, und es bei Sirach 48, 1. von ihm heisst: „Er brach hervor wie ein Feuer und sein Wort brannte wie eine Fackel,“ galt er im Volksglauben des Mittelalters so viel, wie der alte heidnische Donnergott. In den Actis SS. zum 28. Mai heisst es im Leben des Andreas Sali, wenn es donnert, fahre Elias durch die Wolken. Kalendertag des Elias ist der 20. Juli, einer der heissesten im Jahre und mitten in der Gewitterzeit. Ein altes serbisches Volkslied gesellt ihm die „flammende Maria“, d. i. Maria Magdalena am 22. Juli, und den heiligen Pantaleon am 28sten zu, alle drei als Gewitterwolken gedacht, welche von gefangenen Christen angerufen werden, die am heiligen Sonntag für die Türken in der Aerndte arbeiten müssen. In einem andern serbischen Volksliede (Talvj II. 215.) wird Maria (Magdalena) noch bestimmter als Regenwolke gedacht, und der zürnende Donnerer Elias beschwört sie, keinen fruchtbaren Regen mehr auf das Land der Ungläubigen träufeln zu lassen. – Noch viel grossartiger ist Elias in dem altdeutschen Gedicht Muspilli 48 f. aufgefasst. Hier kämpft er als Donnerer mit dem Antichrist, wie Zeus mit den Titanen oder Thor mit den Riesen, empfängt aber selbst eine Wunde und von seinem Blute entbrennen die Berge. Nach Olearius pers. Reisebeschreibung 1647, S. 522, opfert man im Kaukasus am Eliastag eine Ziege (mit Böcken fuhr der

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_234.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)