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sogar keine Wiederverheirathung erlaubt, wenn das erste Ehegespons noch lebt, ist die schönste und edelste Auffassung der Ehe, alle andern, Polygamie, Polyandrie, so wie auch der Leichtsinn des Ehewechsels in der protestantischen Kirche sind unwürdiger. Der Mensch soll in dem, mit dem er sich ehelich verbindet, nicht blos die Befriedigung thierischer Naturtriebe, noch auch irdische Vortheile suchen, sondern ihn als Glied der Kirche, als mitbegriffen in der Gemeinschaft der Heiligen betrachten, und in den Rechten, die er im Ehegenossen ehrt, die eigene Würde spiegeln.

Eine seltsame Auslegung des: „Die Ehen werden im Himmel geschlossen,“ findet sich in der hist. Jeschnae Nazareni. Jesus und Petrus wandern und wissen den Weg nicht. Sie fragen einen faulen Schäfer, der nur den Fuss aufhebt und ihnen damit die Richtung weist. Dann eine fleissige Schäferin, die mit ihnen geht, bis sie nicht mehr irren können. Nachher gibt Jesus ihr den Segen, dass sie den faulen Schäfer heirathen soll. Petrus findet das ungerecht; Jesus aber erwidert: Sie wird ihn selig machen, der sonst durch seine Trägheit in’s Verderben käme. Ich aber bin der barmherzige Gott, der Ehen stiftet nach den Werken der Menschen. Vgl. Schmidt, discipl. cler. S. 146.

Im Kirchenjahr ist den ehelichen Beziehungen ein eigner Zeitraum besonders geheiligt und vorbehalten, vom 16. bis 23. Januar. Unmittelbar vorher sind die meisten Tage von Epiphania an den heiligen Einsiedlern und Asceten gewidmet, in denen die Heiligkeit des jungfräulichen Standes verherrlicht erscheint. Um aber das Gleichgewicht herzustellen und auch die Heiligkeit des Ehestandes und des häuslichen Lebens darzulegen, sind die folgenden Tage, der 16. Januar der heiligen Concordia, der 19. dem Marius und der Martha, einem musterhaften Ehepaar, der 20. dem Fabian und Sebastian, als Patronen der Fruchtbarkeit, der 21. der keuschen Agnes, der 23. dem Verlobungsfest der heiligen Jungfrau Maria gewidmet, und das Sonntagsevangelium betrifft die Hochzeit von Cana. Vgl. Strauss, Kirchenjahr S. 146 f.

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_225.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)