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im Kreise als Nimbus, der heilige Geist aber einen Sonnennimbus, als reines Lichtsymbol; alle drei schweben über der Weltkugel. Didron, icon. p. 61. Die Weltkugel erscheint oft mit der Dreieinigkeit verbunden. Auf ihr thront sie auch in einem Bilde von Rubens in der Münchner Pinakothek. Auf einem alten Miniaturbild halten Vater und Sohn die Kugel, auf der die Taube sitzt. Didron, icon. p. 42. Noch öfter jedoch hält Gott der Vater allein die Kugel in der Hand. — Auch in Einer Sonne kommen die drei Personen verbunden vor, auf einem Bild des Spinello. Vasari, herausg. von Schorn I. 378. In einer Sonne sitzt Gott Vater und hält den ihm gleich alten Geist und den jüngern Sohn in den Armen, während ihr Untertheil vom halben Monde bedeckt ist, auf dem sie wie in einem Kahne schiffen. Französisches Miniaturbild des 16ten Jahrhunderts bei Didron, annales I. 221.

Gott der Vater erscheint zuweilen den beiden andern Personen völlig gleich, wie schon bemerkt worden ist; wird jedoch in der Regel als älterer Greis im kaiserlichen oder Papstornat von dem jüngern Sohne und von der Taube, als dem heiligen Geist, unterschieden. Auf einigen alten Bildern sind Vater und Sohn gleich jugendlich im Christustypus gebildet und nur der Geist schwebt als Taube zwischen ihnen. Didron, icon. p. 220. 221. Auf einem Miniaturbild in Venedig sitzen Vater und Sohn in rothen Mänteln nebeneinander und halten gemeinschaftlich einen Scepter; zwischen ihnen schwebt die Taube. Kunstbl. 1823, S. 54. Einmal ist der Vater als Greis, der Sohn als Mann, der Geist als Kind gebildet, Didron, icon. p. 483. Die jugendliche Auffassung des Vaters herrschte bis zum 15ten und 16ten Jahrhunderte vor, dann wurde der Sohn selbst mit dem Vater ältlich aufgefasst. Daselbst p. 226.

Der Sohn zeigt in Dreieinigkeitsbildern die meiste Verschiedenheit. Bald ist er den beiden andern Personen völlig gleich, bald nur dem Vater, wie schon bemerkt. Ausnahmsweise ist ihm einmal nur der Geist gleich, daselbst p. 307.

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_218.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)