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Bilder entsprechen der picta (Christi Leichnam auf den Armen der Mutter Gottes) und bezwecken hauptsächlich, das Erlösungswerk als den innersten Lebens- und Einheitspunkt in der Dreieinigkeit aufzufassen; wie denn auch Gott nie aus der Einheit in die Dreiheit herausgetreten wäre, wenn nicht die Menschwerdung es erfordert hätte. Somit wird das Kreuz zum Mittelpunkte der Dreieinigkeit. Aus demselben Grunde theilt sich auch die Sonne erst bei Christi Geburt in drei Sonnen, die wieder zu einer zusammenschmelzen, nach spanischer Sage. Vgl. Hofmann, Apokr. 110.

Das Kreuz im Kreise kommt überall nur den drei höchsten Personen der Gottheit oder den Symbolen zu, in welchen dieselben versinnlicht werden. Es bedeutet nicht blos die dem Kreuze vorherbestimmte Herrschaft auf Erden (das ist vielmehr das Planetenzeichen, das Kreuz über dem Kreise, wie auch über dem Reichsapfel und über der geschlossenen deutschen Kaiserkrone), sondern vorzugsweise das Mysterium der Erlösung als herrschendes Princip in der Weltgeschichte, im Verlauf der Dinge von der Schöpfung an bis zum Weltende. Auf einem Miniaturbild des 10ten Jahrhunderts hat nur der Vater das Kreuz im Kreise, Sohn und Geist den Kreis allein ohne Kreuz, Didron, icon. p. 55, was der reinen Dreieinigkeitslehre nicht entspricht, daher fast überall der Kreuznimbus sich bei allen drei Personen findet.

Um jedoch das Kreuz der Person des Sohnes zu vindiciren, ist auf Fenstern des Berges Athos höchst sinnig der Nimbus der beiden andern Personen verändert. Gott der Vater trägt zwei zur Sternform übereinander gelegte Dreiecke als Nimbus, was auf die sechs Schöpfungstage bezogen werden mag[1]; Gott der Sohn trägt das griechische Kreuz

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_217.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)
  1. Doch ist zu bemerken, dass bei den Heiden durchgängig das aufgerichtete Dreieck △ das männliche Weltprincip, das verkehrte dagegen das weibliche bedeutet, ihre Vereinigung in sechseckigem Sterne mithin das Ganze der geschaffenen Welt.