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Durchpass durch Deutschland; König Ludwig aber ging ihr mit seinem ganzen Hofe bis Troyes entgegen und holte sie mit grösstem Pompe nach Paris ein. Gibbon schöpfte aus du Cange, hist. d. C. P. IV. 11. und Fleury, hist. eccl. XVII. 201. Die Spanier zählen am heiligen Dornenkranze 72 Stacheln, eine mystische Zahl. Clarus, span. Lit. II. 213. Ein einzelner Zweig aus dem heiligen Dornenkranze, der zu Piacenza aufbewahrt wird, soll an jedem Charfreitag blühen. Desgleichen zu Malta, Montone und Donauwörth. Bagatta, admir. VI. 2. P. Abraham, Judas I. 341, IV. 146. Zu Brixen schwitzt er Blut, das. I. 341. Der Weissdorn soll an eben diesem Tage deutlich seufzen. In Pisa heisst eine Kirche della spina, weil hier einer von den heiligen Dornen anlandete. Nach dem altital. Gedicht Leandra (Schmidt, ital. Heldengedichte S. 120.) war die Dornenkrone schon an Karl den Grossen gekommen, in dessen Hand sie blühte.

Um dem Heiland nachzuahmen, tragen bekanntlich alle Mönche die Tonsur, als ein Surrogat für die Dornenkrone. Die heilige Rosa von Lima trug zeitlebens einen Kranz von blutig stechenden Dornen. Desgleichen die heilige Verona, Magdalena da Pazzis, Johannes de Deo. Um die biblische Frage zu beantworten: „Wer kann Trauben lesen von den Dornen?“ liess der heilige Maximus aus Dornen eine Weintraube hervorwachsen, deren Genuss den sterbenden Felix von Nola wieder belebte; daher ein Dorn mit einer Traube das Attribut des heiligen Maximus ist. Der heilige Benedikt und der heilige Franz von Assisi wälzten sich in Dornen. Der Letztere offenbarte seine Heiligkeit dadurch, dass aus jedem Dorn plötzlich eine Rose wuchs. Die heilige Lidwina von Schiedam wurde im Traume nach Rom entrückt, verwundete sich dort an einem Dorn und fand am Morgen noch die Wunde. Auch Britta von Cassia, eine Augustinernonne, wurde bei Betrachtung des Crucifixes von einem lang vorschiessenden Dorn aus Christi Dornenkrone tief in die Stirn verwundet. Torelli, hist. ord. Aug. Görres, Mystik II. 417.

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_208.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)