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Distel,

gleich dem Dorn Sinnbild irdischer Schmerzen im Gegensatz gegen die himmlische Kraft und Geduld, die sie ertragen macht. Zu Widdern bei Wimpfen ist ein steiler Bergpfad, auf dem auch der Schwerbeladenste nicht ermüdet. Lange wunderte man sich darüber, bis man am Wege tief in Disteln verborgen ein wunderthätiges Marienbild entdeckte. Gumppenberg, marian. Atlas I. 68. – Dass die schöne Distel, deren grüne Blätter weissgefleckt sind, Mariendistel heisst, hat wohl seinen Grund in der Legende, nach welcher einmal Milch der Mutter Gottes auf die Erde träufelte. Es gibt noch mehr weissgefleckte Pflanzen, an die sich diese Sage knüpft.

Als Jakob V. im 16ten Jahrhunderte in Schottland den St. Andreasorden stiftete, wählte er zum Sinnbild desselben die Distel mit der Devise: Nemo me impune lacessit. Der Heilige hat selbst wohl keine Beziehung auf dieses Symbol, Die Distel bedeutet nur das Land, entweder, weil auf den schottischen Haiden viele Disteln wachsen, oder weil es in so viele spitzige Vorgebirge ausläuft.


Dornen.

Vor Adams Sündenfall soll es noch keine Dornen gegeben haben; sie wuchsen erst mit der Sünde. Pater Abraham, Judas IV. 278. Sie sind daher ein Sinnbild der aus der Sünde entsprungenen Schmerzen. Der unfruchtbare Dorn wird zum Gegenbild der lockenden Frucht des Apfelbaums im Paradiese.

Der berühmte Dornbusch, in welchem Jehovah als eine grosse Flamme dem Moses erschien, soll als die schlechteste und verrufenste Pflanze der ihn durchdringenden Gottheit zur Folie dienen. Vgl. Busch. An diesen Contrast muss man denken und nicht an die rothen Hagebutten, die den Strauch gleichsam in Feuerfarbe eingehüllt haben sollen, wie

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_206.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)