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David,

das alttestamentalische Vorbild der Könige, in sich vereinigend alle Tugenden und Fehler, alles Glück und Unglück der Könige. Wenn er nämlich der von Gott erwählte König aus heiligem Stamme, also im vollsten Maasse legitim und doch zugleich Usurpator ist, wenn er psalternd vor der Bundeslade das Ideal eines frommen Königs, ja ein Priesterkönig ist, andrerseits als grosser Feldherr Siege gewinnt und dann wieder als ein vollkommener Sultan die Bathseba in seinen Harem bringen lässt und von Nabal als offenbarer Tyrann behandelt wird, endlich sogar im Kampfe mit seinem bösen Sohn Absalon als Schwächling erscheint, so hat man in ihm ein ganzes Compendium von Königscharakteren beisammen und darf sagen, dass ihm nichts Menschliches unter der Sonne fremd geblieben ist.

In der kirchlichen Kunst wird David meist nur als der Psalmist, als der grosse Vorsänger aller lobsingenden Chöre aufgefasst, daher auch mit Krone, Purpurmantel und goldener Harfe auf Orgeln vorgestellt.

Der Sieg des kleinen Hirten David über den grossen Riesen Goliath dient zum Vorbild aller Siege, die frommes Gottvertrauen bei schwacher Macht über gottlose, wenn auch überstarke Feinde erringt. Davids Triumphzug mit dem Haupte Goliaths ist Vorbild des Einzugs Christi in Jerusalem. Davids Busse wird zuweilen als alttestamentalisches Vorbild der Angst Christi auf dem Oelberg gebraucht. Kunstblatt 1843, S. 430. Ueber die Lade, die zuweilen Davids Attribut ist, vgl. Arche.


Delphin.

Dieser klugblickende Fisch des Mittelmeeres galt Griechen und Römern als Sinnbild der Humanität in der sonst feindseligen Tiefe (Creuzer, Symb. II. 602.), daher auch als hülfreicher Führer in’s Reich der Todten. Auf den ältesten

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_203.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)