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den Lucifer). Auf griechischen Bildern kommt Christus in goldenem, mit Edelsteinen geschmückten Gewande und mit grossen Flügeln vor, im Begriff, den Himmel zu verlassen, um auf Erden als Kind geboren zu werden. Als Engel bezeichnet ihn die ausdrückliche griechische Beischrift (O AΓΓEΛΟΣ THΣ MEΓAΛHΣ BOYΛHΣ)[WS 1], aber als Christum macht ihn der Kreuznimbus kenntlich, den nur die drei höchsten Personen der Gottheit tragen dürfen. Didron, icon. 300. Das ist kein gnostisches Bild, es will nur auf eine naive Weise den kirchlichen Gedanken ausdrücken, demgemäss der Sohn des Vaters Willen gehorcht. – In der abendländischen Kirche wird jede solche Zweideutigkeit vermieden. Christus ist hier nie Engel, sondern die Engel dienen ihm nur. Sie verkünden ihn der Maria und den Hirten, sie dienen ihm in der Wüste, sie wachen an seinem Grabe etc. Es liegt etwas ungemein Zartes im Verhältniss der Engel zum Menschensohn. Als überirdische Wesen der Menschennatur überlegen, erkennen sie doch in diesem Menschenkind ihren Herrn und Gott. Das gibt den Bildern, auf welchen Engel das schlafende Christkind anbeten, einen eignen Reiz. Das Nämliche gilt von der Trauer der Engel um den Leichnam Christi, ein Gegenstand, den die Kirchenmaler gleichfalls oft und mit Liebe behandelt haben. Die sanfte Trauer der Engel um Christum geht in einem naiven Bilde des Nicolo Alunno zu Assisi in herzinniges Weinen über. Leider ist nicht immer in solchen Bildern eine falsche Sentimentalität und Koketterie vermieden worden. Dahin gehört z. B., dass Engel alle Passionsinstrumente herbeitragen, während das Christkind schläft, das sie also gleichsam in Traum[WS 2] erblicken soll (Bild von Garofalo in Dresden).

Christus im Verhältniss zum Teufel. Die Katharer und Albigenser hatten den altpersischen Dualismus angenommen und glaubten, Christus und der Teufel seyen beide Söhne Gottes und theilten sich in die Welt, beständig mit einander kämpfend, wie bei den alten Persern das gute und böse Princip, Ormuzd und Ahriman. Petri monachi

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Übersetzung: Der Bote des Großen Rates
  2. Berichtigung Band II. In der Vorlage: 'Trauer'
Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_185.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2021)