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Der Leib des Heilands war von mittlerer Grösse. Künstler sollen ihn nie weder zu gedrungen (wie Michel Angelo), noch zu hoch und schlank (wie Dannecker) darstellen. Nach der Kreuzigung und auch nach der Auferstehung, selbst noch im Himmel sind Hände und Füsse des Heilands durch die Wundmale bezeichnet. Ueber das Unziemliche der nackten Christusbilder vgl. den Art. Crucifix.

Die Kleidung Christi auf Kirchenbildern besteht aus der Tunica, d. h. dem ungenähten Rock (dem ich einen besondern Artikel widmen werde) als Unterkleid, darüber häufig noch einer Toga (Ueberwurfmantel). Die Tunica ist gewöhnlich purpurn, weil sie den König bezeichnen soll; mit Beziehung auf das Morgenroth des neuen Lebens, sofern das Kleid der Maria gewöhnlich das Blau des Himmels ist, aus dem jener Morgen hervorgeht. Die Toga Christi ist aus demselben Grunde ebenfalls blau, vgl. Waagen, Paris 204; selten grün, z. B. in einer Transfiguration, das. 206. Vgl. Waagen, Künstler in Deutschland I. 104. 107. Blau und roth in violett gemischt ist die Farbe des Kleides Christi in einem alten Breviarium. Rathgeber, Annalen 63. In den Ecce homo-Bildern ist Christus nackt und nur mit dem Purpurmantel bekleidet. Am Kreuze war er früher bekleidet, erst später nackt bis auf die Leibbinde. Vgl. den Art. Crucifix. Nach der Auferstehung ist er wieder nackt und nur mit dem prachtvollen Königsmantel bedeckt. Der heiligen Magdalena erscheint er ausnahmsweise als Gärtner in grünem Kleide und mit einem Hute. – Die Füsse des Heilands sind gewöhnlich unbeschuht oder tragen nur Sandalen nach Matth. 3, 11, Joh. 1, 27.

Als Kind kann Christus jenen alten Typus nicht ausdrücken, die Künstler hatten daher immer in dieser Beziehung freiere Wahl. Jedoch suchten die griechischen das allzu gemein Menschliche und Kindische zu vermeiden und stellten das Kind auf dem Schoosse der Mutter thronend als salvator mundi mit segnender Rechten und der Weltkugel in der Linken dar. Die italienischen Künstler aber trachteten, auch

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_181.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)