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dem sich Jedermann ein Stückchen auf bewahrt als Heiligthum und um sich immer daran zu erinnern, dass die Seele des Christen im Feuer geläutert werden müsse.

Als Sinnbild einer höhern Weihe des Lebens diente das Brodt auch bei der Feier der Geburt, der Hochzeit und des Todes, bei Einweihung eines neuen Hauses, bei Krönungen etc. Ueberall, wo ein neuer wichtiger Abschnitt des Lebens begann, sollte er durch eine Brodtweihe eingesegnet werden. Brodt dem Kinde bei der Taufe mitgegeben, soll es vor Armuth bewahren. Prätorius, Glückstopf 190. Derselbe berichtet, Bräute hätten beim Gange zur Kirche Brodt ausstreuen müssen. Auch hob man vom Hochzeitsmahl Brodt auf und glaubte, so lange es dauere, so lange werde auch dem vermählten Paare nie das Brodt mangeln. Aus demselben Grunde wird in der Wallachei bei Hochzeiten ungeheuer viel Brodt gebacken und verschwenderisch auf dem Wege ausgeworfen. Die Kassuben backen bei der Hochzeit nur ein Brodt und heben es dann ihr Lebenlang auf. In Budissin schenkt die Braut dem Ersten, der ihr begegnet, ein Brodt. Anton, „die Slaven“ S. 128. Bei den Kroaten heisst dieses Hochzeitsbrodt Pogadscham. Das. II. 78. In den Pyrenäen wird bei Taufen ein weisses, bei Begräbnissen ein schwarzes Brodt mit in die Kirche genommen. Ausland 1838, Nr. 319. In ein neues Haus soll man Brodt und Salz tragen. Prätorius, a. a. O. 411. Bei der Krönung Ferdinands III. wurden zwei Brodte, ein vergoldetes und ein versilbertes, dem Könige vorangetragen. Berckenmeyer, kur. Antiqu. I. 741.

Derselben Symbolik gehört das Brodtorakel und der Brodtzauber an. Zu dem Gottesgerichte im Mittelalter gehörten die zwölf runden Gerstenbrodte, nebst zwölf Käsen, die man am Altar weihte und von denen dann der Angeklagte essen musste. War er schuldig, so blieb ihm der Bissen in der Kehle stecken. Binterim, Denkw. V. 3. 83. In der Bretagne sucht man Leichen unter dem Wasser, indem man auf demselben Brodt mit einem brennenden Lichte schwimmen lässt. Wo es still steht, da liegt die Leiche. Blätter für

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_152.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)