Seite:Christliche Symbolik (Menzel) I 145.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

am Bodensee soll durch den Römer Longinus, der den Heiland in die Seite stach, aber bekehrt und ein Heiliger wurde, nach Deutschland gebracht worden seyn. Es wird je zu Himmelfahrt feierlich um die Felder getragen, um denselben Segen zu bringen, wobei der Blutträger auf einem weissen Rosse reitet und von oft mehr als tausend bewaffneten Reitern begleitet wird. Oberamtsbeschreibung von Ravensburg S. 139. v. Tettnang S. 133. E. Meier, schwäb. Sagen S. 400. — Blut des Heilandes wird auch in Mantua bewahrt, wohin es gleichfalls Longinus gebracht haben soll. Millin, Lombardei II. 461. Desgleichen vormals zu Wilsnack in der Mark (Ludeci, Geschichte des heiligen Blutes 586; Palacki, böhm. Geschichte III. 216). Ein Tropfen soll im Handschuh des Nicodemus nach Rupella gekommen seyn. Auch Heiligenblut unter dem Berge Glockner hat den Namen vom Blut des Heilandes, welches der heilige Briccinus dahin gebracht haben soll. Schaubach, Alpen V. 45.

Der dunkle Fleck auf dem Blatte des polygonum persicaria wird vom Blute Christi hergeleitet. Regensburger Flora 1835, I. 272.

Nach 1. Joh. 1, 7, Ebr. 9, 14 und der Offenb. Joh. 7, 14 werden die Gerechten ihre Kleider weiss waschen im Blute des Lammes. Dieses Bild und das der Seitenwunde des Heilandes spielt eine grosse Rolle im Gesangbuch der Herrnhuter. Die fromme Poesie spielt hier etwas zu viel mit dem Blutsymbol und gefällt sich, gleichsam in Blut zu baden.

Auch am Blute der Heiligen geschahen viele Wunder. In Neapel dient das Blut des heiligen Januarius als Orakel; wenn es in der Hand des Priesters flüssig wird, zeigt es der Stadt Glück an. Daselbst befindet sich auch Blut Johannes des Täufers, welches flüssig werden soll, wenn es seiner Rippe nahe gebracht wird. Mayer, Neapel II. 857. Der heilige Cletus warf einem tyrannischen Fürsten vor, er sauge dem Volke das Blut aus, und brach zum Beweis ein Geldstück entzwei, aus dem Blut floss. Der heilige Spensippus wurde in seinem eignen Blute getauft. Acta SS. 17. Januar. Als

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_145.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)