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v. Martens, Italien II. 237. Von der Heckenrose glaubt man, sie rieche so gut, weil einmal Maria ihren Schleier darauf gelegt habe. E. Meier, Sagen aus Schwaben Nr. 275. — Auf einem französischen Miniaturbild bei Didron, annales I. 214, wächst Maria mit dem Kinde in einer flammenden Glorie aus einer Blume hervor. Auch A. Dürer bildete in einer Randzeichnung die von einem Engel gekrönte Maria auf einer Blume stehend. Heller II. 2. 883. Ueberhaupt heisst die heilige Jungfrau in Kirchenliedern öfter flos florum. Marian. Liederschatz, Augsburg 1841, S. 267. Der alte spanische Dichter Gonzalo Berceo vergleicht die Namen und Tugenden der heiligen Jungfrau mit den unzähligen Blumen der weitesten Au. Clarus, span. Lit. I. 256. Auch schon in Konrads von Würzburg goldner Schmiede 188 heisst es von der Maria:

Du bist ein lebendes Paradis
viel maniger edelen Bluomen.

Blumen charakterisiren insbesondere die Jungfräulichkeit. Als Anthäna, eine irische Prinzessin, schwanger war, zeigte ihr ein Engel einen Schleier, auf dem alle Blumen des ganzen Weltalls gestickt waren. Nach diesem Traumgesicht gebar sie den heiligen Columban. Kohl, Reise in Irland II. 218. Als die heilige Sophronia einsam gestorben war, kamen Vögel herbei und begruben ihre Leiche unter einer Fülle von Blumen. St. Fina, eine italienische Heilige, war so ascetisch und zugleich krank, dass sie von dem harten Brette, auf dem sie lag, nicht mehr aufstehen wollte und konnte, und dass ihr faulender Leib an das Brett festklebte, während ihr zugleich Mäuse ganze Löcher in den Leib frassen. Als sie aber starb, verwandelte sich der Gestank in den köstlichsten Wohlgeruch und überall sprossten aus dem faulen Brette die schönsten Blumen hervor und bildeten ihrer Leiche ein Bett. Acta SS. 14. März. In dem berühmten lat. Hymnus: Tandem audite me, Sionis filiae, der ausser einigen Liedern des heiligen Franciscus wohl das glühendste Liebeslied der Kirche ist, wünscht die vor Sehnsucht sterbende Seele auf einem Scheiterhaufen, der aus nichts als duftenden Blumen besteht, zu

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_142.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)