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sich die Fabel des Talmud vom Wettstreit der Berge und vom Siege des Sinai. Eisenmenger, entd. Judenth. I. 418, II. 246. 847. Auch Dante versetzt das Paradies auf den höchsten Berg, der gleichsam alles Heilige der biblischen Berge in sich vereinigt. Vgl. Kopisch zu Dante S. 491.

Vorzugsweise heilige Berge sind in der Bibel der Ararat, auf den nach der Sündfluth die Arche Noah’s zuerst sich niederliess; Horeb, auf dem Gott im feurigen Busch dem Moses erschien; Sinai, auf dem Gott Moses das Gesetz gab; Nebo, auf den Moses starb; Zion, auf dem David seine Burg baute; Moria, auf dem Salomon den Tempel baute; Thabor, auf dem Christi Verklärung stattfand; Golgatha, auf dem er starb; der Oelberg, auf dem er oft verweilte und zuletzt gen Himmel fuhr. – Als vorzugsweise heilig, beständiger Sitz Gottes und Mittelpunkt der Welt galt den Juden erst der Sinai, später der Berg Zion. Vgl. Gesenius zum Jesaias III. 316. Der Berg Karmel erscheint im alten Testament geheiligt durch den Propheten Elias, der hier weilte und für den ersten Einsiedler gilt.

Im Abendlande wurden viele Kirchen auf Bergen erbaut, theils im Andenken an die heiligen Berge des Morgenlandes, theils um alte Stätten heidnischer Verehrung christlich zu läutern und zu weihen. Vorherrschend war der Gedanke, dass sich die Engel auf den steilsten Bergsitzen niederlassen, die dem Himmel am nächsten sind, mit Bezug auf den Propheten Nahum 2, 1: „Auf den Bergen kommen Füsse eines guten Boten“ – und der darunter liegende Abgrund erinnerte an den Sieg des Erzengels Michael über den Satan, den er in den Abgrund stürzt. Daher die zahlreichen Michelsberge und Michelskapellen auf Bergen; der vornehmste dieser Engelsberge ist aber das Vorgebirge Gargano in Apulien. – In einem altdeutschen Kirchenliede heisst die heilige Jungfrau als Königin des Himmels „der himmlischen Bergen Begierd“. Marian. Liederschatz, Augsb. 1841, S. 25.

Als feindlicher Gegensatz zum Berge des Tempels (Moria) erhebt sich der Berg Garizim mit dem Tempel des falschen

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_124.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)