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Dieselbe Lehre war aber auch schon in Sprüchen des alten Testaments begründet, Jesaias 26, 19. Daniel 12, 2. Hosea 6, 2. Und der Prophet Ezechiel 37. sah in einer grossartigen Vision die allgemeine Auferstehung der Todten vorher. Ein grosses Rauschen geschah, alle Gebeine bewegten sich und schlossen sich dem Leibe wieder an, umkleideten sich mit Adern und Fleisch, mit Haut und Haar und empfingen den Lebensodem wieder. Die Juden, immer rationalistisch und egoistisch zugleich, suchten sich die Wiederherstellung des in Staub zerfallenen Leibes zu erklären durch die Voraussetzung, von jedem Todten bleibe ein kleines Knöchlein (Lus genannt) unverweslich und behalte die Reproductionskraft des Ganzen in sich; glaubten aber noch ferner, ihr auserwähltes Volk sey berufen, im Thale Josaphat wiederzuerwachen, weshalb im Mittelalter reiche Juden ihre Leichen dahin bringen liessen. Welcher Jude ausserhalb dieses heiligen Kirchhofs begraben wird, muss sich unter der Erde durchwühlen, bis er dahin gelangt. Eisenmenger, entd. Judenth. II. 890 f. Dem Christen genügt die Gewissheit, dass er überall, wo er auch sterbe und begraben werde, in Gottes Hand sey und seiner Verheissung gemäss vom Tode zum Leben auferstehen werde mit dem alten, jedoch verklärten Leibe. Die Verklärung aber ist bedingt durch die Taufe und bestärkt durch das Abendmahl. Hieher ist die oben im Artikel Abendmahl erwähnte Lehre von der Unsterblichmachung des Fleisches durch die Gemeinschaft mit dem Leibe und Blute des Herrn zu beziehen. Zu Sinnbildern dieser Unverweslichkeit machte man den Pfau, weil sein Fleisch für unverweslich gehalten wurde, und den Salamander, weil er im Feuer leben soll. Die letztere Vergleichung bezog sich hauptsächlich auf die Lehre vom Fegfeuer und von der Hölle. Augustinus, de civit. dei 21. Daher das öftere Vorkommen des Pfauen auf den altchristlichen Gräbern in den römischen Katakomben.

Die christliche Voraussetzung ist ferner, dass alle Todten erst künftig gemeinsam erwachen und auferstehen werden,

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_087.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2019)