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dar, den sie auch annahm. Inzwischen scheint mir doch, wenn das Christkind selbst der Mutter einen Apfel darreicht, wie auf ihrem Gnadenbilde zu Mariazell in Steyermark, das Idyllische in eine tiefere Symbolik überzugehen. Eva reicht dem Adam im Apfel das Zeichen der Verschuldung, dafür reicht Christus der heiligen Jungfrau wieder im Apfel das Zeichen der Erlösung.

Wie aus demselben Apfel, aus dem die Sünde kam, auch die Erlösung hervorgeht, davon gibt es eine phantastische Sage, von Frhrn. von Lassberg (im Anhang zum Graven Fritz von Zolre) mitgetheilt. Gott, heisst es, warf den Apfelbaum aus dem Paradiese, Abraham aber fand ihn und seine Tochter ass von den Früchten, wurde schwanger und sollte verbrannt werden, blieb aber im Feuer unversehrt und gebar den Phanuel, der sofort aus seinem Schenkel (wie Zeus den Bacchus) die Anna, Mutter der Madonna, gebar.

In einem altdeutschen Calendarium zu München hält Christus, den ein Regenbogen umgibt, mit der Linken den Ast eines Apfelbaumes und mit der Rechten die Weltkugel. Kugler, Gesch. der Malerei II. 9. Dieser schönen Contrastirung des Apfels mit der Weltkugel steht in einer Sage von Alexander dem Grossen eine Vereinbarung beider im Reichsapfel, dem Sinnbild der höchsten irdischen Macht, zur Seite. Alexander der Grosse liess sich aus dem Gold aller von ihm eroberten Länder einen Apfel verfertigen und trug ihn als Reichsapfel. Später kam dieser Apfel an die Könige von Arabien; als aber einer derselben, Melchior, unter den heiligen drei Königen sich befand und jenen Apfel dem neugebornen Heiland als Liebesgabe darreichte, und das Christkindlein den Apfel berührte, siehe da zerfiel er in Asche, denn das vergängliche Reich dieser Welt musste dem unvergänglichen weichen. F. Fabri, evagatorium I. 448., wo durch einen ärgerlichen Druckfehler pannum statt pomum steht. — Auch am todten Meere sollen zur Erinnerung an das hier untergegangene Sodom die sogenannten Sodomsäpfel wachsen, aussen schön, innen voll Asche. Pococke I. 56. Nachdem man sie lange

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_072.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)