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und das Tuch dazu (corporate), der Weinkrug, aus dem der Wein in den Kelch gegossen wird, mit dem Kelchtüchlein. Daneben steht auch noch die Büchse (pixis), in welcher das heilige Sakrament vom Altar hinweg zu Kranken getragen wird.

Auf den Altar gehören Lichter, weil es sich von einem Mahle am Abend handelt, und weil zugleich durch sieben Lichter, im Sinne des siebenarmigen Leuchters im Tempel zu Jerusalem, die Erleuchtung von oben, die sieben Gaben des heiligen Geistes bezeichnet werden. Man zündet aber auch dreizehn Lichter an nach der Zahl der zwölf Apostel, die mit dem Herrn vereint das erste Abendmahl feierten. Alle Lichter werden angezündet an der vor dem Altare brennenden ewigen Lampe, die nur in der Osternacht gelöscht und neu angezündet werden darf. Ferner gehört auf den Altar das im Wort offenbarte Licht oder das Evangelienbuch und zum Gebrauch des Priesters das Messbuch.

Zum Altardienst gehört auch das Weihrauchgefäss, zum Verbreiten des Wohlgeruchs beim Gottesdienst. Das hat nach christlichem Begriff nur den Zweck, die Luft um den heiligen Altar zu reinigen und eine Atmosphäre zu verbreiten, in welcher der gegenwärtige Gott von nichts Unreinem berührt wird, ist aber zugleich noch eine Erinnerung an das alte Rauchopfer der Juden.

In den katholischen Kirchen wird im Altare eine Reliquie aufbewahrt, wo möglich von dem Patron derselben Kirche. Das ziemt sich insofern, als für einen so verehrten Gegenstand kein heiligerer Platz in der Kirche ist, als eben der Altar. Doch wird damit auch eine Erinnerung an die Martyrer verbunden, deren Gräber die ersten Christen namentlich in den römischen Katakomben als Altäre benützten. Zuletzt aber verbindet sich noch damit die Idee eines Grabcultus, der dem Heiland selber dargebracht wird. Das heilige Grab in Jerusalem ist der Hauptaltar für die gesammte Christenheit, und durch die Reliquien seiner Jünger und Getreuen wird die Heiligkeit jenes allerheiligsten Altars gleichsam stufenweise auf die übrigen Altäre ausgedehnt.

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_048.jpg&oldid=- (Version vom 23.2.2020)