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im Flusse Jordan Busse thun und, wenn sie das aushielten, wieder in’s Paradies zurückkehren. Adam hielt treulich aus, aber Eva liess sich durch den Teufel in Engelsgestalt bereden, zu früh hinauszugehen, so dass sie abermals durch ihren Vorwitz das Heil verscherzte. Chronik des Rudolf von Hohenems.

Adam-Kadmon ist die Bezeichnung für den mit Christo identificirten Adam. Diese Vorstellung ist pantheistisch, ursprünglich indisch‚ dann in die sogenannte kabbalistische Weisheit der Juden eingedrungen und endlich auch von häretischen Christen adoptirt. Wie nach indischer Lehre in der Urzeit Brahma mit der Maja (seiner Einbildungskraft) die Welt zeugte, so ging nach der jüdischen Kabbala aus Gott unmittelbar Adam-Kadmon als Mannweib hervor, theilte sich aber in den männlichen Logos (Christus) und in die weibliche Sophia (Weisheit, heiliger Geist). Ferner gingen aus ihm hervor die zehn Sephiroth, welche Erzengel und höchste Weltkräfte, aber auch die Zonen des Raumes und insofern nur Glieder seines, des Adam-Kadmon, eignen Leibes sind, denn er ist die Einheit alles Geschaffenen, die Welt selbst. Gfrörer, Jahrhundert des Heils I. 332; dessen Kirchengesch. I. 121. v. Meyer, das Buch Jezirah 1830; dessen Blätter für höhere Wahrheit IV.

Noch phantastischer fassten die Manichäer das Bild auf. Mani lehrte, als Gott die Sonne erschaffen habe, um überall in der Welt himmlisches Licht und Segen zu verbreiten und die höllische Macht zu besiegen, seyen die Teufel in Zorn und Bitterkeit ergrimmt, und Saklas, der Oberste der Teufel, habe die Kinder aller andern Teufel gefressen, um sich mit ihren sämmtlichen Kräften zu stärken, und dann mit der Teufelin Nebrod ein Kind gezeugt, das alles Feuer der Hölle in sich vereinigen, zugleich aber auch alle noch in den Teufeln, als gefallenen Engeln vorhandene Keime des Lichts wie in einem Kerker in sich fassen sollte, um sie jeder sympathetischen Berührung mit dem himmlischen Lichte zu entziehen, ein aus der Tiefe geschöpftes Gegenbild der aus der Höhe geschöpften Sonne. Und dieses Teufelskind war der erste Mensch, Adam. Doch Gott sah vom Himmel herab und erkannte

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_023.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)