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so wurde es der Oberpriester der Sekte. Die Katharisten und Euchiten gingen in ihren Ausschweifungen noch weiter. Görres, Mystik III. S. 40. Eben so die Valentinianer. Epiphanius, haeres. 26. und Irenaeus, haeres. I. 24. — Augustinus, haeres. 48, gedenkt der Artotyroiten (von ἄρτος und τύρος), die im Abendmahle Brodt und Käse genossen (als edelste Extrakte und Sinnbilder des Pflanzen- und Thierreichs). Die Jakobiten im Orient gebrauchen im Abendmahle Salz und Oel, ebenfalls als edelste Extrakte der Natur. Salz mit Brodt und Wein ohne Oel gebrauchen die Mingrelier nach Chardin, Reise I. 319.

Als freche Parodien des heiligen Abendmahls kommen in den Hexenprozessen häufig die Teufelsmessen vor. Auf dem Hexensabbath liest der Teufel Messe und erhält eine kohlschwarze Hostie (Görres, Mystik IV. 2. 284.), oder theilt eckelerregende Dinge statt Brodt und Wein aus. Soldan, Hexenwesen S. 225. — In der französischen Revolution wurde in den entweihten Kirchen das Abendmahl in Branntwein, den man in den Kelch schüttete, und in Würsten, die man auf die Patenen legte, ausgetheilt. Leo, Weltgeschichte V. 113.

In den Legenden begegnen uns eine Menge von Abendmahlswundern, die grossentheils auch auf den Kirchenbildern dargestellt sind. Die wichtigsten betreffen den Beweis der Transsubstantiation. Zweifler erblicken in der gebrochenen Hostie wirkliches Fleisch und Blut oder das Christkind, im vergossenen Abendmahlswein wirkliches Blut. Vgl. die Artikel Blut, Hostie. Ungewöhnliche Darstellungen des Abendmahls auf Kirchenbildern sind folgende. Christus selbst theilt das Abendmahl seinem Bruder Jakob (Kunstbl. 1838, S. 52.), ein andermal der heiligen Veronika aus. Acta SS. I. 925. Engel reichten das Abendmahl dem heiligen Bonaventura, Marcus Eremita, Paschalis, Secundus, der heiligen Agnes von Montepulciano und Eudoxia; Tauben dem heiligen Albert von Ogna und der heiligen Ida von Löwen. — Die heilige Aleydis schmeckte das Sakrament als eine unaussprechliche Süssigkeit. Görres, Mystik II. 88. Viele Heilige genossen gar keine irdische Speise, sondern nur das Sakrament. So Angela von Foligno, Columba

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_012.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)