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sich im Abendmahle dahingebenden, von Allen genossenen und doch nie verzehrten Leibe und Blute den Logos. Das Essen des Leibes und Trinken des Blutes bezeichnet nur das Eingehen der innigsten Gemeinschaft, geistig durch den Logos, aber zugleich auch leiblich, weil es nicht blos einer für Alle gleichförmigen Belehrung für den Geist, sondern einer durch und durchgreifenden leibhaftigen Einigkeit bedarf. Daher der von Irenäus festgestellte Glaube, die Auferstehung des Fleisches hänge ab vom Genusse des Abendmahls, das Fleisch werde erst unsterblich durch die Gemeinschaft mit dem unsterblichen Gott. Vgl. Schröckh, Kirchengeschichte III. 222. In gleichem Sinne heisst es in dem Auto: „Der Sünde Zauberei“ von Calderon: Jede irdische Speise ist nur Schein und Trug, die einzige wirkliche Speise ist die Hostie. Schon im ersten Briefe an die Korinther (10, 17.) heisst es: „Denn Ein Brodt ist’s, so sind wir viele Ein Leib, dieweil wir alle Eines Brodtes theilhaftig sind.“

Das Essen im Abendmahle ist der nothwendige Gegensatz gegen das Essen beim Sündenfalle. Adam ass, was teuflisch inficirt war durch die Schlange, die Sünde, den Teufel selbst; im Abendmahle isst man das göttlich Inficirte, den Gott selbst. Hierin liegt das entscheidende Moment der christlichen Abendmahlssymbolik, und nicht in der Vergleichung mit dem cerealischen Todtencult der alten Heiden. Persephone wird begraben, damit sie als Saat wieder emporwachse, die alle Menschen nährt. Das ist ein schönes heidnisches Sinnbild, welches aber nichts mit dem christlichen Abendmahle zu schaffen hat, weil ihm der Begriff der Gottmittheilung und der Gegenwirkung gegen das Reich des Teufels gänzlich abgeht.

Wie nun aber in dem sündigen Adam die Menschheit auseinanderfiel und vom Ebenbilde Gottes, welches sie seyn sollte, durch Entartung immer mehr sich entfernte, so wurde sie durch Christus, wie gereinigt und geläutert, so auch wieder vereinigt. Die aus Adam hervorgegangene Vielheit der Generationen, Verschiedenheit der Racen etc. folgt dem centrifugalen Principe der Sünde; hätte Adam nicht gesündigt, so

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_006.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)