Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 536.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

vielgesuchtes Oel. Acta SS. 26. Februar. – Die Trauerweide lässt ihre Zweige aus tiefer Betrübniss niederhängen, seitdem sich die römischen Schergen solcher Zweige bedienten, um den Heiland zu geisseln. Grimm, d. Sagen Nr. 345. G. Wetzel, Gedichte S. 99.


Weihnachten.

Die Symbolik der Weihnacht beruht wesentlich auf der Vergleichung Christi, des geistigen Lichts, mit der Sonne. Vgl. d. Artikel Sonne. Daraus allein erklärt sich das Herüberragen von noch vielen Gebräuchen und mancherlei Aberglauben aus der heidnischen Sonnenfeier in die christliche Weihnachtsfeier. Hier tritt zum Begriff des Lichts noch der des Werdens hinzu. Es ist der Anbruch des neuen Lichts in der finstersten Nacht des Heidenthums, der im Aufgang der neuen Jahressonne in der finstersten Wintermitte versinnbildlicht wird. Strauss, Kirchenjahr S. 100. sagt sehr wahr: „Sonnenwende! Es ist als bebe mit ihr etwas Unaussprechliches durch die ganze Natur, und Alles, was lebt, scheint von ihm ergriffen zu werden. Sonnenwende im Winter! Heimlich, verborgen, und doch mächtig! Darf man von einer Feier der Natur reden, so ist sie vor allen andern Naturgefühlen mit diesem Worte zu bezeichnen. Ist es nicht, als wenn Alt und Jung in jeder Ader und jedem Nerv sie empfände und als wenn sie durch jede Muskel zucke? Dabei liegt etwas Geheimnissvolles darin. Die Sonnenwende ist schon geschehen in der Stille der Nacht, und man sieht es noch nicht. Man merkt nur den Stillstand. Man weiss, dass mitten in der längsten Nacht das Licht zu einem neuen Lauf geboren ist; aber es kündigt sich nur dadurch an, dass die Nächte nicht länger und die Tage nicht kürzer werden. Jene nehmen noch nicht ab und diese nicht zu. Es ist Stillstand der Sonne, Solstitium. Im Sommer ereignet sich Aehnliches, aber der stillstehende Tag zerstreut die Sinne durch die Menge der erleuchteten Dinge. Indess im Winter ist dem innern

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 536. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_536.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)