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Zweifel der Löwe Simsons gemeint. So wenigstens steht er deutlich zwischen beiden an der Kirche zu Caen. Twining, symbols, pl. 21.

Vom Chol, einem sagenhaften Vogel der Juden, heisst es: Als Adam und Eva vom verbotenen Apfelbaume gegessen, thaten alle Thiere das Gleiche und wurden dadurch böse und sterblich, wie die Menschen; nur der Vogel Chol ass nicht mit und blieb daher unsterblich. Eisenmenger I. 371. 829. Kraft, jüd. Sagen S. 11. – Eine andere jüdische Sage vom Phönix (in Herders Werken zur schönen Lit. und Kunst IX. S. 25): „In Mitte des Paradieses standen die wunderbarsten Bäume der Welt, der Baum der Erkenntniss und der Baum des Lebens. Von diesem zu essen war den Menschen erlaubt; von jenem zu kosten war ihnen, um ihrer Kindheit willen, verboten. Der einzige Phönix, damals noch der König des ganzen gefiederten Reichs, er nur nistete in diesen Zweigen und ass von ihnen unsterbliche Götterspeise. Als Eva lüstern zum Baum der Erkenntniss trat und kosten wollte, da war’s, als furchtbar auf dem Baum der geflügelte Zeuge der Wahrheit seine Stimme erhob und also sprach: „Betrogene, wo irrest du hin? was zu erblicken öffnest du die Augen? Dich nackt zu sehen, wirst du weise; dich arm zu fühlen, willst du Göttin werden!“ – Aber Eva’s Blick hing an der täuschenden Frucht und am listigen Verführer; sie übertrat des Herrn Gebot, und hörte des weissagenden Vogels Stimme nicht. Als über alle Geschöpfe des Paradieses der Tod kam, sonderte Gott den treuen Vogel aus, fortan auf ewige Zeit ein Zeuge der Wahrheit. Zwar musste auch er mit allen Lebendigen den Sitz der Unschuld räumen; König der Vögel, die jetzt einander bekriegten, wollte er selbst nicht mehr seyn; seinen einst glücklichen, ruhigen Thron nahm ein Raubvogel ein, der blutgierige Adler. Auch die Unsterblichkeit konnte ihm fortan in der dickeren giftigen Erdenluft anders nicht als durch Verwandlung werden. Aber durch eine Verwandlung, die nach Jahrhunderten erst, und schnell und herrlich dann ihn wieder verjüngt. Wenn seine

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_230.jpg&oldid=- (Version vom 17.3.2023)