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indem er das Paradies mit der Kirche identificirt. Rup. Tuit. op. p. 419. Die durch Christo geläuterte, durch Christo geeinte, mit Gott versöhnte und auf ewig verbundene Menschheit ist zugleich die Kirche und das Paradies.

Die Sehnsucht nach dem Freudenort der Gerechten und das ästhetische Bedürfniss, alles Schöne auf das Paradies überzutragen, hat in den bildlichen und poetischen Darstellungen desselben doch zunächst immer die Vorstellung eines schönen Gartens und jenes ersten reinen Schöpfungsmorgens der Genesis festgehalten.

Was die malerische Ausführung betrifft, so ist die Landschaftsmalerei erst spät in Uebung gekommen. Vorher begnügte man sich, das Paradies durch den Apfelbaum mit der Schlange zu bezeichnen. Wie das Bild beschaffen war, welches mit Edelsteinen in einen Teppich gestickt war, das Paradies darstellte und zu Madain von Omar erbeutet und zerstückt wurde, wissen wir nicht mehr (Schnaase, Geschichte der Kunst III. 247.). Der ausgezeichnetste Maler des Paradieses war Johannes Breughel, von der Zartheit seiner Pflanzengebilde der Sammetbreughel genannt. Er malte es ausserordentlich oft und mit verschiedenen Staffagen, bald mit der Erschaffung der Thiere, bald mit der des Adam oder der Eva etc. Immer aber ist die Staffage Nebensache und die Landschaft Hauptsache, die er in einem so hellen und lachenden Lichte malt, dass dadurch die Feier und Wonne der jungen Natur auf’s Glücklichste ausgedrückt erscheint. Eben so glücklich vermeidet er in der grünen, überreichen Vegetation das Wildnissartige wie das geleckt Zierliche einer Gartenanlage, und mischt vielmehr Wald und Blumenwiese in harmonischen Uebergängen. Solche Bilder findet man von ihm in Dresden, in der Gallerie Esterhazy in Wien, im Haag, in Pommersfelden (Waagen, Deutschland I. 140.), in Paris (Waagen 547.), im Pallast Doria zu Rom (Beschreibung von Rom III. 3. 551. 555. 560.). Schnaase (niederl. Briefe S. 25) sagt sehr schön, Breughels Bilder sähen aus, als ob das vollendete Blatt, ja der Stamm der Bäume

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_192.jpg&oldid=- (Version vom 3.2.2023)