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Patriarch begibt sich zum nächsten Fluss und segnet denselben. In der römischen Kirche wird nur das zum kirchlichen Gebrauch bestimmte Weih- und Taufwasser gesegnet. Jedoch schreibt man dem Osterwasser auch für den Privatgebrauch einen höheren Segen zu, als gemeinem Wasser, und schöpft es daher unter alterthümlichen Feierlichkeiten am Ostermorgen noch bei Licht, oder stillschweigend, gegen den Strom, durch eine jungfräuliche Hand etc., wobei sich ohne Zweifel ältere heidnische Erinnerungen einmischen. Vgl. Grimm, d. Myth. 52. Wigand, Archiv VI. 317. Hanusch, slav. Myth. S. 294. Osterwasser am Ostermorgen vor Sonnenaufgang unbeschrieen geschöpft, heilt alle Wunden (Panzer, Beitrag I. 264.), alle Krankheiten (Sommer, sächs. Sagen I. 148. v. Hartwig, Tirol 340. Haupt, Zeitschr. III. 363.). Auch Osterthau ist heilsam. Kuhn, norddeutsche Sagen S. 374. Das wechselseitige Bespritzen der Jünglinge und Mädchen mit Osterwasser, woraus ein muthwilliger Scherz geworden ist, hatte wohl ursprünglich auch nur die Bedeutung eines Segens.

Zur Ostersymbolik gehört ferner das Osterei, der Osterball, der Osterfladen, alle drei von runder Gestalt, Sinnbilder des Erdenrundes und der mit Ostern beginnenden Erdfruchtbarkeit, aber im christlichen Sinn angewandt auf die Auferstehung Christi aus dem Grabe. Das Osterei ist zunächst Sinnbild des im Grabe verschlossenen Heilandes. Das uralte Spiel mit Ostereiern besteht darin, dass zwei sich Begegnende ihre buntbemalten Ostereier aneinander zerklopfen, was die Auferstehung des Lebens aus dem Ei bedeuten soll. Oft werden die Eier inwendig ausgehöhlt und künstliche Figürchen hineingebracht, das Christkind in der Krippe, kleine Crucifixe etc. Frömmigkeit und Witz haben sich in der Bemalung und Füllung der Ostereier bisweilen erschöpft, und dem Zarten ist viel Geschmackloses mit untergelaufen. Aber auch schon im Heidenthum war das Ei das sehr natürliche und nahe liegende Sinnbild des in der winterlich harten Erde verschlossenen Lebens, das im Frühjahr hervorbricht. Indem

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_179.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)