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Die Kirche des ehemaligen Cistercienser Nonnenklosters Porta coeli. 255


Güter Selpe und Balyarad, die wahrscheinlich zur Nachlassenschaft Constantia’s gehörten, der Abtei zu Tišnowic schenkte. Der Einfall der Ungarn und Kumanen in Mähren im Jahre 1252 verbreitete auch über Tišnowic die Schrecken der Verwüstung. Doch kann man annehmen, dass derselbe eben so wenig als der wüthende Mongolensturm dem Kloster- und Kirchenbaue bedeutenden Schaden brachte. Die geplünderten Häuser und Hütten von Holz wurden niedergebrannt, Menschen, die sich nicht in feste Burgen oder Waldthäler geflüchtet, hingemordet oder gefangen fortgeschleppt; zur Demolirung fester Steinbauten hatten aber die verwüstenden Barbarenhorden weder Zeit noch Mittel.

Über die ferneren Schicksale und Eigenthumsverhältnisse des Klosters zu Tišnowic findet man in Wolny’s angeführtem Werke ausführliche Nachrichten; hier mögen nur die wichtigeren historischen und diejenigen Angaben angeführt werden, die zur Baugeschichte der Kirche in näherer Beziehung stehen. Von Přemysl Otakar II. wurden im Jahre 1259 alle Besitzungen des Klosters bestätigt, und Papst Alexander IV. gestattete im Jahre 1261, dass die Professen des Klosters Güter erben können. Der Ruf der Frömmigkeit und strenger Zucht, die in dem Cistercienserkloster der Porta coeli im XIII. Jahrhunderte herrschte, hatte sich über die Marken des Landes verbreitet; denn der Breslauer Herzog Heinrich verordnete ausdrücklich in seinem letzten Willen (im Jahre 1290), dass Professen aus dem Tišnowicer Stifte in das von ihm gegründete Kloster der Cistercienser-Nonnen beim heil. Kreuz zu Breslau eingeführt werden sollen[1]. Der Wohlstand der Abtei wurde im Laufe des 14. Jahrhunderts durch Verleihung von Gütern und Privilegien des Markgrafen Karl (Kaiser Karl IV.), wie auch seines Bruders, des Markgrafen Johann, der Königin Witwe Elisabeth, des Olmützer Bischofs Konrad und einiger Mitglieder des Olmützer Domcapitels bedeutend gefördert, so dass Porta coeli die höchste Blüthe ihres Ansehens und Reichthums entfaltete, als der unheilvolle Hussitenkrieg hereinbrach und die Stiftung der frommen Constantia in ihren innersten Grundfesten erschütterte. Das Kloster erlag dem Grimme der Hussiten um das Jahr 1425: die Nonnen verliessen in eiliger Flucht ihre Zellen und zerstreuten sich nach allen Richtungen; die Klostergüter wurden eine Beute der benachbarten hussitischen Burgherren, insbesondere der Pernsteine, die auf ihrer nahe gelegenen Marmorfeste Pernstein hausten. Das Kloster und die Kirche mochten von den Hussiten geplündert, verwüstet und wahrscheinlich auch die Dachungen derselben in Asche gelegt worden sein; es scheint aber nicht, dass das Mauerwerk irgend einen bedeutenden Schaden gelitten habe; ja selbst das Gewölbe der Kirche wurde von der Verwüstung wenig berührt, wovon die ursprüngliche Bildung der Gurte und Gewölbkappen ein deutliches Zeugniss gibt. Überhaupt ist es ein arger Irrthum, wenn man die geschichtlichen Angaben über die Zerstörung von Kirchen und Klosterbauten in jenen Zeiten, wo das schwere Geschütz zu solchen Zwecken noch nicht angewendet war, so versteht, als ob jene barbarischen Krieger solche feste Bauwerke niedergebrochen, demolirt hätten. Dazu fehlte es ihnen an Zeit, Geduld und mechanischen Vorrichtungen. Was der Plünderungswuth und den Flammen entgangen war, liessen die Barbaren stehen und verliessen gewöhnlich nach einem sehr kurzen Aufenthalte die Brandstätte, um die Gräuel der Verwüstung nach anderen Gegenden hinzutragen. Grössere Umbaue fanden späterhin nur an jenen verwüsteten Gebäuden Statt, deren Deckenwölbung durchgebrochen und das Innere von


  1. Stenzel, Urkunden zur Geschichte des Bisthumes Breslau, 1845, S. 255.