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werden, — indess umgekehrt eine beträchtlich lange Pfeife dieser Art, bei welcher die Luftsäule das Uebergewicht über die Zunge behält, durch stärkeres Blasen höher wird und tiefer durch Schwächen des Windes.

Hieraus ergiebt sich denn nun ganz natürlich, dass eine Pfeife, welche grade eine solche mittlere Länge hat, dass weder ein Uebergewicht der Zunge gegen die Luftsäule, noch auch dieser gegen jene, vorhanden ist, sondern beide einander grade balanciren, sich gleichsam compensiren, — ihre Tonhöhe also bei verstärktem oder geschwächtem Anblasen nicht ändern, sondern unwandelbar festhalten muss; und so ist das Problem der Crescendo-Orgel nunmehr mit mathematischer Unfehlbarkeit gelöset.

Dieses als Einleitung und zur leichteren Verständnis der nachstehenden wichtigen Mittheilung unsers trefflichen Professors W. Weber.

Mögten übrigens Herrn Webers tiefe Forschungen ihm doch bald einmal Gelegenheit geben, Aufschlüsse über die, dem hier befraglichen Gegenstande so verwandte, und noch immer so unerklärte, auch schon von mir in diesen Blättern an Ihn gerichtete Frage bekannt zu machen: wie es denn kommt, dass, indess die Grundtöne (I.) aller übrigen eigentlichen Blasinstrumente sich zunächst in die Octave als ersten Beiton (II.) überblasen, nur allein das Clarinett, welches doch auch aus einer verhältnismässig langen Röhre besteht, sie doch sofort in die Quinte der Octave überbläst? (vergl. vorstehend S. 40.)

Möge er die Lösung dieser Aufgabe als eine Ehrenschuld betrachten, deren Abtragung das Vaterland nur die musikalische und akustische Welt von einem Manne wie Er zu fodern berechtigt ist; und möge er mir erlauben, Ihn an dieselbe so lange zu mahnen, bis er geneigt wird, sich diesem ehrenvollen Berufe zu unterziehen.

Gfr. Weber.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Weber: Compensation der Orgelpfeifen. B. Schott’s Söhne, Mainz, Paris, Antwerpen 1829, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Caecilia206-229.pdf/8&oldid=- (Version vom 31.7.2018)