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Nun tritt aber bei schwingenden Zungen der Fall ein, dass, durch Verstärkung, Vergrösserung ihrer Erzitterungen oder Schwingungen, die


Grenié, sondern vielmehr auch wieder einmal eine, ursprünglich von einem Teutschen gemachte, von mehren Teutschen ausgeführte, aber freilich nie prunkhaft ausposaunte Erfindung, etliche Jahrzehnte später aber von einem Franzosen nacherfunden, und nun, wie billig, — von Franzosen und Teutschen einstimmig, — als »französische Erfindung« ausgerufen.

Zum Glück besitzt die teutsche Nation über den hier befraglichen Gegenstand unverwerfliche Notizen und Actenstücke, nach welchen, noch ehe der Franzose an seine Erfindung dachte, die Teutschen von diesen freischwingenden Zungenwerken als von einer in Teutschland längst bekannten Sache sprechen. Aus diesen Documenten geht Folgendes hervor:

Der erste Erfinder war der Teutsche Kratzenstein, welcher in Petersburg, schon unter der Regierung der Kaiserin Katharina, lebte. Nach ihm wendete der teutsche Orgelbauer Rackwiz in Stockholm solche Rohrwerke in Orgeln an. Vogler benutzte sie in seinem Orchestrion, welches er im Jahr 1796 in Stockholm, und nachher bekanntlich, auf seinen vielfältigen Kunstreisen, auch an vielen Orten Teutschlands, und wahrscheinlich auch in Frankreich, hören liess. Nach eben diesem Modell erbauete Leopold Sauer, Instrumentenmacher in Prag, ein grosses Fortepiano mit Saiten- und Pfeifen-Pedal, welches im Pedal 16 Fuss, und durch das ganze Klavier 8 Fuss der neuen Rohrwerke hatte, und sich im J. 1813 im Besitze des Grafen Leopold von Kinsky in Prag befand. Ein zweites Instrument dieser Art verfertigte derselbe Meister im Jahr 1804, und der Orgelbaumeister Ignaz Kober in Wien, im Jahr 1805, eine grosse Orgel in die dortige Schottenkirche, mit mehren solchen Rohrwerken. — Ungefähr um’s Jahr 1807 brachte Vogler an der Orgel in Neuruppin eben solche Rohrwerke an, und zwar von 4 bis zu 32 Fusston; und eben solche Register an dem, von ihm im Residenzschlosse zu Darmstadt aufgestellten Orgelwerke, Mikropan genannt, habe ich selbst noch kürzlich in Händen gehabt.

Späterhin kam die Sache in teutschen öffentlichen Blättern mehrfältig als eine unter uns Teutschen
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Wilhelm Weber: Compensation der Orgelpfeifen. B. Schott’s Söhne, Mainz, Paris, Antwerpen 1829, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Caecilia206-229.pdf/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)