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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

Eh ich dich, mein Kind, verlasse,
Muß der Himmel fallen ein
Und die Sterne sich verlieren,
Und der Mond muß finster sein.

Sitzen da zwei helle Sterne
An dem blauen Himmelszelt.
Der eine scheint auf mein Feinsliebchen,
Der andere ins weite Feld.

Sitzen da zwei Turteltauben
Auf dem grünen Dornenstrauch.
Wo sich zwei Verliebte scheiden,
Da verwelket Gras und Laub.

Laub und Gras, das muß verwelken,
Aber unsre Liebe nicht.
Dies soll sein mein letztes Denken,
Dies soll sein zur guten Nacht.


17.

In kummervollen Tagen
Vollbring ich meine Zeit,
Dieweil ich nicht kann haben,
Der so mein Herz erfreut.

In einen Unglücksgarten
Ließ mich mein Schicksal ziehn.
Was muß ich da erwarten?
Die Rose sah ich blühn.

Und solltest du verblühen,
Daß ich nicht deiner werth,
In Kummer müßt ich ziehen
Ins Grab der kühlen Erd.

Viel Jahre muß ich liegen
Gefangen in der Gruft,
Und muß vergeblich blühen
Und tragen keine Frucht.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_156.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)