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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

Sie miethet das Mädchen auf ein Jahr,
Das Mädchen dient ihr sieben Jahr.
Und als die sieben Jahr rummer waren,
Da war das Mädchen schwach und krank.
Sag, Mädchen, wenn du krank willst sein,
Sag, welches deine Eltern sein?
Mein Vater ist Markgraf am Rhein,
Ich bin sein jüngstes Töchterlein.
Ach nein, mein Kind, das glaub ich nicht,
Daß du meine jüngste Schwester bist.
Und so du das nicht glauben willst,
So geh nach meiner Kiste hin,
Darin wird es geschrieben stehn,
Du kannst es mit deinen Augen sehn.
Und als sie vor die Kiste kam,
Da wurden ihr die Wangen naß,
Da fing sie an zu weinen.
Ach, bring mir Bier, ach bring mir Wein!
Dies ist mein jüngstes Schwesterlein.
Ach, Schwester, hättest du es eher gesagt,
Die königlichen Kleider hättest du sollen tragen.


8.

Jetzt fängt der Frühling an,
Und alles fängt zu grünen an,
Alles lustig in der Welt,
Es blühen viel Blumen auf dem Feld,
Sie blühen schön weiß, blau, roth oder gelb.
Als ich durch das Korn ging,
Da hör ich die Lerchlein in der Höh,
Wenn ich zu meinem Feinliebchen geh.
Als ich für Schätzchens Fenster kam,
Da hört ich schon einen anderen drin.
Da sagt ich, daß ich nicht mehr käm;
Ich habe dich alle Zeit treu geliebt
Und dir dein Herz noch nicht betrübt.
Und du führst schon eine falsche List. –
Den Sonntag in einer stillen Ruh,
Da kam mir eine traurige Botschaft zu:
Hat denn mein Feinsliebchen kein’ Urlaub genommen?
Ich sollte doch noch einmal zu ihr kommen.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_149.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)