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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

Was soll ich mit dem Ringlein thun,
Wenn ich’s nicht tragen kann
Leg es in Kisten und Kasten
Und laß es ruhn und rasten
Bis an den jüngsten Tag.

Und wenn ich über Kisten und Kasten komm
Und sehe das Ringlein an,
Da darf ich’s nicht anstecken,
Das Herz möcht mir zerbrechen,
Weil ich’s nicht ändern kann.


5.

Auf den Sonntag früh Morgen,
Da kam die hübsche Merlind
Und wollte zum Thore hinaus.
Da fragten sie alle die Leute:
Merlind, wo will sie hin?
Ich will nach mein’ Vater sein Garten
Und pflücken ein rothes Bukett.
Und als sie in den Baumgarten einkam,
Wohl unter dem Rosenbusch,
Da lag ein hübsch und fein Reuter
Wohl unter dem Rosenzweig.
Steh auf! Es ist schon die Zeit!
Ich höre die Schlüßlein schon klingen,
Meine Mutter ist nicht weit.
Hörst du die Schlüßlein schon klingen,
Ei so dreh dich noch einmal herum
Und reich mir deinen rosenrothen Mund!


6.

Es zog ein Reuter wohl über den Rhein,
Der wollte dem König sein Töchterlein frein;
Er konnte so schöne singen,
Daß Berge und Thale erklingen.
Das hörte dem König sein Töchterlein
Dort oben auf ihrem Schlafkämmerlein,
Sie flocht ihre Haare in Seide,
Mit dem Reuter thut sie wegreisen.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_147.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)