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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

Denn, wenn du in die Kirche sollt’st gehn,
So bliebst du vor dem Spiegel stehn,
Dein Haupt gekrönt, dein Haar geschmieret,
Und dich hoffärtig aufgezieret;
Drum geh nun fort und packe dich!
Die Hölle wird aufnehmen dich.

Als sie nun vor die Hölle kam,
Da klopfte sie gar grausam an;
Der Satan sprach: Wer ist allhier?
Es ist eine arme Seel’ dafür!
Drauf sprang er auf und ließ sie ein
Und schenkt ihr ein ein glühenden Wein.

Als sie nun aus dem Becher trank,
Das Blut ihr aus den Nägeln sprang,
Er bracht’ sie in den höllischen Pfuhl
Und setzt’ sie auf ein glühenden Stuhl.
Ja, ihre Qual war übergroß,
Sie kriegte manchen harten Stoß.

Sie sprach: ist meiner Mutter Schuld,
Daß sie mein Bosheit hat erduld’t
Und mich in Frevel lassen gehn,
Nicht einmal sauer drum gesehn;
Da meine Schwestern im Himmelssaal,
So sitz ich in der Höllenqual.

Was hilft mir nun mein Übermuth,
Mein Reichthum, Ehre, Geld und Gut?
Was hilft mir nun all Zierd’ und Pracht?
Ach, hätt ich nie daran gedacht,
So säß ich nicht in diesen Flammen,
Da alle Qualen schlagen zusammen.


2.

Zu Koblenz auf der Brücken
Da lag ein tiefer Schnee.
Der Schnee, der ist verschmolzen,
Das Wasser fließt in See.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_144.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)