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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

III. VOLKSLIEDER UND REIME
1.

Es flohn drei Sterne wohl über den Rhein,
Es hätt eine Witwe drei Töchterlein.
Die eine starb, wie es Abend war
Und die Sonne nicht mehr schiene klar,
Die andre um die Mitternacht,
Die dritte um die Morgenwacht.

Sie nahmen sich all’ einander die Händ’
Und kamen vor den Himmel behend,
Sie klopften leise an die Thür,
Sankt Petrus sprach: Wer ist dafür?
Es stehn drei arme Seelen hier,
Ach, mach uns auf die Himmelsthür.

Er sprach: ich muß es zeigen an,
Welche von euch soll in Himmel gahn.
Darauf ging er hin und fragte nach;
Die Himmelsstimme also sprach:
Die ältsten zwei soll’n hier eingehn,
Die jüngste muß bleiben stehn.

Sie schrie und sprach: was hab ich gethan,
Daß ich hier bleiben soll bestahn?
Sankt Petrus sprach: weil du veracht
Gotts Wort, deine Seele nicht bedacht,
So geh nun hin und siehe zu,
Wo du find’st in der Höllen Ruh!

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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_143.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)