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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

»Ach du schöne, ach du schöne Florentine!
Du bist ewig und ewig verloren!«

Da sahen die Leute wohl klar, daß es der Teufel gewesen war, der die schöne Florentine geholt hatte.


35.

Eine Frau, die von Münchehagen nach der Horst ging, fand im Bruche einen kupfernen Kessel. Nachdem sie sich nach allen Seiten umgesehen hatte, nahm sie den Kessel mit. Am andern Morgen kriegte sie ihn aufs Feuer und heizte tüchtig unter, um für die Schweine was zu kochen. Sie ging eben mal hinaus, und als sie wieder kam, saß da der alte verstorbene Feldscher auf dem Kessel, mit weißer Zipfelmütze, im Schlafrock und rauchte ganz gemüthlich seine lange thönerne Pfeife. Die Frau aber hat einen schönen Schrecken gekriegt, und nur mit großer Noth haben die Leute den Kerl wieder aus dem Hause und in seinem Kessel wieder in das Bruch bringen und bannen können. –

Der alte Feldscher soll aus Wiedensahl gewesen sein; er spukte noch lange nach seinem Tode und wurde auf einem Wagen in das Bruch gefahren, nachdem man ihn in den Kessel gebannt hatte. Da, wo der Wagen durch eine Hecke fuhr, wächst auch heute noch nichts Grünes.


36.[1]

Ein Bauer sieht eines Tages eine dicke Ütsche. Da spricht er: »No! wenn du ein Kind kriegst, so will ich Gevatter stehen.« Nach einiger Zeit kommt ein Zwerg und ladet ihn zur Kindtaufe ein. Der Bauer geht hin, und als er wieder nach Hause will, geben ihm die Zwerge eine Tasche voll Hobelspäne, die werden nachher zu lauter Silber.

Der Bauer hat versprechen müssen, wieder zu kommen, wenn das Kind ein Jahr alt ist. Das Jahr darauf geht er hin und nimmt als Geschenk einen Himten Weizen mit. Der kleine Junge ist ganz kregel und kann schon laufen. Die Zwerge nehmen den Bauer freundlich auf, und als er wieder weggeht, geben sie ihm die Taschen voll Pferdemist; das kleine Pathchen steigt ihm in die Taschen und trampelt den Mist ordentlich fest, daß recht viel hinein geht. Als der Bauer zu Hause ankommt, sind aus den Pferdekötteln lauter goldene Dukaten geworden.


37.

Eine Wöchnerin ist auf Äpfel lüstern. Der Mann schleicht sich bei Nacht in den Garten des Pastors und steigt auf einen Apfelbaum. Der Pastor


  1. Vergl. Volksmärchen Nr. 13.
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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_130.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)