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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

herausreichen.« »Nein,« sagte Hans; »mein Herr hat gesagt, ich sollte noch den Backofen heizen, daß Brot gebacken würde.« Nun mußte die Frau wohl aufmachen; der Knecht aber nahm ein Bund Stroh, schob es in den Ofen und wollte es anzünden. Da schrie der Pastor, der in dem Ofen saß: »Laß mich doch erst heraus, laß mich doch erst heraus!« »Nicht anders,« sprach Hans, »als wenn du mir hundert Thaler geben willst.« »Ach ja, ach ja!« schrie der Pastor; »die will ich dir ja gerne geben, nur laß mich aus dem Ofen heraus.« Da ließ ihn Hans aus dem Ofen steigen und nahm die hundert Thaler in Empfang; dann ging er hin und brachte seinem Herrn die Barte. Von dem Gelde sagte er aber diesmal nichts, sondern behielt die hundert Thaler für sich allein.

Den Abend ging der Bauer wieder ins Wirthshaus. Hans blieb aber daheim und horchte an der Küchenthür, denn der Pastor war wieder zu des Bauern Frau gegangen. Sprach der Pastor: »Das ist mir aber heute morgen wieder ein verdammt theurer Spaß geworden.« »Ja,« sprach die Frau, »der Hans hat seine Nase überall; wir müssen es jetzt anders anfangen, denn hier im Hause ist es nicht mehr sicher; darum so geht morgen früh zu Eurem Acker vor dem Walde, wo Euer Knecht pflügt, dann will ich Euch eine gute Suppe und dem Knecht ein schönes Butterbrod mit Fleisch bringen; mein Mann geht auch zum Pflügen, aber weit davon, so daß er unmöglich etwas merken kann.« Hans, der wieder alles gehört hatte, was die beiden miteinander verabredeten, schlich sich leise fort und that, als wenn er von nichts was wüßte.

Als nun am folgenden Morgen der Hans mit seinem Herrn in das Feld zog, sprach er zu ihm: »Wißt ihr was, Herr; laßt uns heute nur den Acker pflügen, der vor dem Walde neben des Pastors Lande liegt.« Das war der Bauer zufrieden; und als sie hinkamen, so war der Pastor mit seinem Knechte auch da und ließ seinen Acker pflügen, der neben des Bauers Acker lag.

Zur Frühstückszeit kam dem Bauer seine Frau dahergegangen und wollte dem Pastor die schöne Suppe bringen. Da sprach der Knecht Hans zu seinem Herrn: »Seht, Herr, da kommt unsere Frau mit dem Morgenbrode,« und da konnte sie nicht anders, sie mußte die Suppe und das schöne Butterbrod ihrem Manne und dem Knechte Hans bringen. »Frau,« sagte der Bauer, »das ist doch recht schön von dir, daß du uns ein so gutes Morgenbrod auf das Feld bringst.« »Ja,« sprach sie da und that ganz freundlich; »ich dachte, ihr würdet hier draußen wohl frieren, und da habe ich gedacht, ich wollte euch mal recht was zu gute thun.« Währenddem, daß nun der Bauer seine Suppe aß, ging Hans zu dem Pastor, der aus der Ferne ganz verdrießlich zusah, und bei jedem Schritte ließ er von seinem Butterbrode ein Stück auf den Boden fallen. Nachdem er dem Pastor einen guten Morgen gewünscht hatte, ging er wieder zurück zu seinem Herrn, dem sagte er leise, daß es die Frau nicht hören konnte, ins Ohr: »Der Herr Pastor hat gesagt, Ihr solltet doch mal zu ihm hinkommen.« Der Bauer wischte sein Maul und wollte hingehen, und wie

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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_066.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)